Als Toni aufwacht, sieht er
im fahlen Licht seine Decke sich wellenförmig bewegen. Ein Schreck durchfährt
ihn. Er glaubt, eine Echse befinde sich darunter. Die Furcht legt sich
schlagartig, als Milis glänzende Haare und ihr schöner Kopf zum Vorschein
kommen. Durch das viele Schwimmen mit der Flosse hat sie im Rumpf eine solche
Kraft entwickelt, dass sie sich wellenförmig fortbewegen kann. Du bist mein
Superweib, ruft er aus und das Liebesspiel beginnt.
Anschließend erzählt sie
ihm die folgende Geschichte. AS
Den ganzen Tag hat sich Tommy darauf gefreut, in den
Begegnungsraum zu gehen. Das ist sein Lieblingstreffpunkt. Ebenerdig,
Filzdecken und Sitzkissen am Boden, Möbel nur bei der Theke. Konsumiert wird
dort kaum, wer will, kann sich einen Tee machen. In diesem Raum geht’s wirklich
um Begegnung, man kommt leicht mit anderen in Kontakt – meistens jedenfalls.
Aber bevor er gegen Abend dorthin kann, muss er sich noch ganz
schön abstrampeln. Für seine Firma, wie üblich [5, ‚Keine Aushilfen mehr‘]. Den
ganzen Tag ist er im Außendienst. Den Morgen verbringt er im Haldenviertel. Um
den Abgleich von Notizbüchern geht’s da. Es wird ihm schnell klar, dass er die
Sache selber in die Hand nehmen muss. Aber er möchte eben auch, dass die
anderen mitziehen und ihn unterstützen. Verena Maß zeigt sich bereit, ihm zu
helfen. Das freut ihn natürlich. Sie greift nach ihrer Bohrmaschine, um die
Löcher nach den Maßen zu weiten, wie sie im Notizbuch stehen, das ihr Tommy
reicht. Da das Maß sehr groß ist, nimmt sie nicht den Bohreinsatz sondern das
Bohrfutter. Als Tommy das sieht, ruft er halt und nimmt ihr die Maschine ab. So
hat das keinen Sinn, da machst du höchstens deine kleine Maschine kaputt.
Den Nachmittag verbringt er in Weitwil, bei Freunden vom Chef,
die in Portugal ihren Urlaub verbringen. Eben hat er die Katzen versorgt und
will sich mit der Zeitung aufs Sofa legen, als jemand vom Flur beim
Hintereingang her ruft.
„Hallo, ist da wer?“
Ein junger Mann bringt eine Lieferung und sucht jemand der
reintragen hilft. Okay, laden wir den Wagen aus, denkt Tommy, dann setze ich
die Pause fort. Aber der Lieferant führt ihn in den zweiten Stock hoch. Ein
Zimmer voller Konservengläser, mehrheitlich Gurkengläser, die es runter zu
tragen gilt. Unten zeigt er ihm die Kammer neben der Küche, wo sie hingehören.
„Rauchen wir eine?“, fragt der junge Mann. „Warum nicht“, entgegnet
Tommy und geht mit nach draußen. Von Weitwil aus hat man einen herrlichen Blick
in die Berge. Die Sonne scheint ihnen ins Gesicht.
Wieder im Haus drin, zeigt sich, dass der Junge des Lieferanten
in den Flur gepinkelt hat. Während der junge Vater sauber macht, fängt Tommy
schon mal an, die Einmachgläser runter zu räumen. Das halbe Zimmer da oben ist
voll davon. Außer einem Bett ist sonst nichts mit drin. Beim dritten oder
vierten Mal Hochsteigen stößt er auf den Lieferanten, der sich entschuldigt.
„Der Junge lässt mich leider nicht gehen.“
„Das kenne ich“, sagt Tommy verständnisvoll, „es ist noch gar
nicht so lange her, dass ich mich auch um Kinder zu kümmern hatte“.
Als in die Kammer unten nichts mehr reinpasst, ist der Nachmittag
um und er hat noch nicht mal das halbe Regal oben leergeräumt. Ein ziemlich
umtriebiger Tag. Und was ihn halt doch immer wieder ärgert, andere kriegen dafür
Geld, während er gerade mal wieder auf die Unterstützung seiner Mutter
angewiesen ist. Sei’s drum, jetzt freut er sich auf den Begegnungsraum. MLF
…
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