Er fährt mit Enrico zum Museum. Da er kein Busticket hat, muss er
aussteigen. Am unteren Rand des Ortes trifft er auf eine Truppe von
Schauspielern. Am Eingang steht ein Typ, der so ziemlich das Gegenteil von ihm.
Er stellt sich vor mit dem Namen Tristan Campermann …
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Freitag, 4. Mai 2012
Donnerstag, 26. April 2012
42 Reussbuhlen
In dieser Nacht kam ihm
sein Bett sehr eng vor. Als Mili kam, glaubte er keinen Platz mehr zu haben, um
sich drehen und wenden zu können. Er hatte in einem schönen, luftigen Traum die
Weiten einer unbegrenzten Welt genossen. Ihre Nähe, ihre Hitze und ihre Sinnlichkeit
waren ihm fast zu viel. Lieber hätte er gedöst und weiter seinem Traum
nachgehangen.
Mili schien es zu spüren.
Plötzlich erhob sie sich und war verschwunden. Er streckte sich und genoss die
Freiheit. Aber dann erkannte er seinen Traum als bloßes Trugbild. Er sah Mili
beim Fenster in ihrer vollen Schönheit. „Mili“, rief er, „verlass mich nicht!“
Sie kehrte zurück, schmiegte sich an ihn und sie feierten Réunion.
Anschließend erzählte sie einen
weiteren Abschnitt der Geschichte von Bodo und Enrico. AS
Solange er in Reussbuhlen nur zu Besuch war, hatte er die
Andersartigkeit dieser Welt nicht so stark empfunden wie jetzt, da er zu Enrico
zog. Plötzlich war der Raum, den er seinen eigenen nannte, auf ein Drittel des
vorigen geschrumpft. Zudem sah es Enrico ungern, wenn er sich in seinem
Zimmerchen verschanzte.
Bodo hatte davor in einer mondänen Welt Zwischenstation gemacht.
Ein Haus am See, Teil eines großen Parks. Die Nachbarn alle in Villen. Man traf
sich, aß Kuchen und trank Kaffee aus zierlichem Porzellan und tauschte die
neusten Mitteilungen der medial Begabten aus. Denen zufolge lebte man in einer
Zeit des großen Wandels. Der eigene Wohlstand bestätigte das Gesetz der
kosmischen Fülle. Nur Menschen, die sich durch ihre Gedanken selbst beschränkten,
mussten noch darben. Die anderen, Reiferen, hatten bereits Anteil an der
göttlichen Unbegrenztheit.
Für Bodo blieb auch nach dem zweiten Stück Kuchen und der dritten
Tasse Kaffee sein Leben noch immer ein reduzierter Zustand in einer
Projektionsebene, in der er wer weiß was zu lernen hatte. An eine
Transformation glaubte er nicht – jedenfalls nicht solange er diese Luft atmete
(egal ob sie nach Rosenwasser oder nach Abgasen roch). Wenn es doch ein Mittel
zur Verwandlung gab, dann am ehesten die Liebe, weil sie der schönste und
zugleich unsicherste Zustand war.
Bei Enrico war alles anders. Nicht nur im Haus, in das er
eingezogen war, sondern im ganzen Viertel empfand Bodo die drangvolle Nähe der
Menschen zueinander. Er hatte das Gefühl, die Arme an sich halten zu müssen, um
nicht an andere zu stoßen.
„Sie werden dich fragen, wer du bist und was du machst“,
bereitete Enrico ihn vor und warnte ihn zugleich. „Eine hombsche Partnerschaft
erlaubt ihre herkömmliche, begrenzte Sichtweise nicht. Sei vorsichtig, was du
sagst“, warnte er ihn.
„Wie sollen die Menschen mich akzeptieren, wenn ich nicht zeige,
wie ich bin?“, fragte er. Bemerkte aber, dass sein Geliebter erschrak.
„Sich gegenseitig akzeptieren, ist das Letzte, zu was die
Menschen hier bereit sind“, entgegnete Enrico erhitzt. „Vielmehr tratschen sie
und zerreißen sich den Mund über einander. Wann morgens die Fensterläden
hochgehen, wohin du zur Arbeit fährst, was für ein Auto draußen steht (wehe, du
hast keins). Das sind die Dinge, die sie interessieren. Durch Rasen Mähen und Unkraut
Beseitigen, kannst du Punkte machen.“
Wenn Enrico so redete, sah Bodo das Bild einer mit Fischen prall
gefüllten Reuse. Die Fische mussten sich von ihrer Natur her bewegen, waren sich
aber so nahe, dass es eigentlich gar nicht möglich war.
Enrico hatte sich kraft seiner Sinnlichkeit eine eigene Welt
erobert. Am liebsten hätte er Bodo ständig im Arm gehalten, ihm alles, was ihm
gerade in den Kopf kam, mitgeteilt und morgens im noch warmem Bett, mittags auf
dem Sofa und abends bei besonderer Beleuchtung mit ihrer beider Schlüssel
gespielt. „Ich lebe nur einmal und möchte in diesem kurzen Leben so viel
Sinnlichkeit wie möglich spüren“, war seine Devise. In den eigenen vier Wänden,
tagsüber die Vorhänge gezogen, nachts die Rollläden unten, konnte er seiner
Sinnlichkeit folgen, die ihm einzig lebenswert schien. Gewisse Cafés, der
Strand an der gegenüberliegenden Seite des Badesees und das Lila-Center
bildeten als schöne Spielflächen sozusagen die Außenstellen seines sinnlichen
Reiches.
Ein bisschen hatte sich Bodo schon mit ihm und diesen Menschen,
die er früher gemieden hatte, angefreundet. Aber dann trat ein kleiner Dicker
auf und schmiss sich an ihn ran. Er stieß ihn von sich und floh.
Zurück in der Welt der großen Rasenflächen und der kommoden
kosmischen Pläne fühlte sich Bodo tief unglücklich. Es zog ihn erneut zu
Enrico. Dabei verspürte er wunderlicherweise nicht Angst, sondern eine
prickelnde Spannung. MLF
Freitag, 23. März 2012
28 Eindringlinge im langen Raum j
…
Während der Mann sich die Bilder an der Wand anschaut und zwischendurch begierig an der Zigarette zieht, schleicht sich René in den Putzraum und füllt einen Eimer mit Wasser. Möglichst unauffällig tritt er ins lange Flurzimmer. Als er ihnen nahe kommt, holt er aus. Den Mann und die eine Frau trifft er auf Anhieb, der Rest wirft er auf die noch trockene Frau. Fluchtartig verlassen sie den Raum. Aber der Mann ist frech genug, die Schachtel mit den restlichen Zigaretten mitzunehmen.
Das sind die einzigen Zigaretten, die er noch im Haus hat. Und heute Abend … „Halt“, schreit René. Er rennt hinter ihnen her und gerät in einen großen, düsteren Raum, direkt an den seinen angrenzend. Sich umschauend glaubt er in einer Räuberhöhle zu sein. Würde mich nicht wundern, wenn hier einiges zum Vorschein käme, was mir in letzter Zeit so alles abhanden gekommen ist, denkt er. Aber er hat nur die Schachtel im Auge, die will er wieder. Er packt den Kerl am Handgelenk. Der wehrt sich, aber René entwindet sie ihm. Da wechselt der Dieb seine Taktik und fängt an zu jammern und zu betteln. „Nur eine noch“, fleht er. Da wird René endlich klar, was den zu ihm reingetrieben hat. Der ist süchtig. Die Sucht und die Langeweile hat sie alle drei in meinen Raum gedrängt, sagt er sich.
René wirft ihm einen Glimmstängel hin, den dieser geschickt auffängt. „Aber lasst euch ja nicht wieder blicken, sonst …“, droht er. Dreht sich um und kehrt in seinen Raum zurück. Drinnen nimmt er ein Holz und zwängt es unter die Klinge. Jetzt lässt sich die Tür von außen nicht mehr öffnen.
Die ganze Aufregung hat ihn dermaßen aus der Fassung gebracht, dass er nicht anders kann, er muss sich eine Zigarette anzünden. Die mit Nikotin angereicherte Luft einziehend, beruhigt er sich zusehends. Zwischendurch schaut er argwöhnisch zur Tür, so ganz vertraut er seiner Sperre nicht. Wenn die nur nicht wiederkommen. MLF
Während der Mann sich die Bilder an der Wand anschaut und zwischendurch begierig an der Zigarette zieht, schleicht sich René in den Putzraum und füllt einen Eimer mit Wasser. Möglichst unauffällig tritt er ins lange Flurzimmer. Als er ihnen nahe kommt, holt er aus. Den Mann und die eine Frau trifft er auf Anhieb, der Rest wirft er auf die noch trockene Frau. Fluchtartig verlassen sie den Raum. Aber der Mann ist frech genug, die Schachtel mit den restlichen Zigaretten mitzunehmen.
Das sind die einzigen Zigaretten, die er noch im Haus hat. Und heute Abend … „Halt“, schreit René. Er rennt hinter ihnen her und gerät in einen großen, düsteren Raum, direkt an den seinen angrenzend. Sich umschauend glaubt er in einer Räuberhöhle zu sein. Würde mich nicht wundern, wenn hier einiges zum Vorschein käme, was mir in letzter Zeit so alles abhanden gekommen ist, denkt er. Aber er hat nur die Schachtel im Auge, die will er wieder. Er packt den Kerl am Handgelenk. Der wehrt sich, aber René entwindet sie ihm. Da wechselt der Dieb seine Taktik und fängt an zu jammern und zu betteln. „Nur eine noch“, fleht er. Da wird René endlich klar, was den zu ihm reingetrieben hat. Der ist süchtig. Die Sucht und die Langeweile hat sie alle drei in meinen Raum gedrängt, sagt er sich.
René wirft ihm einen Glimmstängel hin, den dieser geschickt auffängt. „Aber lasst euch ja nicht wieder blicken, sonst …“, droht er. Dreht sich um und kehrt in seinen Raum zurück. Drinnen nimmt er ein Holz und zwängt es unter die Klinge. Jetzt lässt sich die Tür von außen nicht mehr öffnen.
Die ganze Aufregung hat ihn dermaßen aus der Fassung gebracht, dass er nicht anders kann, er muss sich eine Zigarette anzünden. Die mit Nikotin angereicherte Luft einziehend, beruhigt er sich zusehends. Zwischendurch schaut er argwöhnisch zur Tür, so ganz vertraut er seiner Sperre nicht. Wenn die nur nicht wiederkommen. MLF
Donnerstag, 22. März 2012
28 Eindringlinge im langen Raum i
Toni verspürte ein großes Verlangen nach Mili. Aber jedes Mal, wenn er sich ihr zuwenden wollte, sank er wieder in den Schlaf zurück. Als er schließlich doch aufwachte, sah er, dass sie sich entfernte. Die Angst sie zu entbehren, vertrieb den letzten Schleier. Sie drehte sich um, schlüpfte zu ihm und sie liebten sich.
Anschließend erzählte Mili Folgendes. AS
Der Tag davor ist etwas lang gewesen und gut geschlafen hat er auch nicht. Nachdem er sich in den frühen Morgenstunden von Enrico verabschiedete, hat er sich zu Hause schlafen gelegt. Ist aber auf Grund seines sonstigen Rhythmus‘ viel zu früh aufgewacht. Er bleibt an diesem Tag die ganze Zeit im Flur hängen, der als Wohnraum eingerichtet ist. Am Anfang und am Ende ist der Raum geknickt. Dadurch erscheint er endlos. Während René an seinem Arbeitstisch sitzt, nisten sich im vorderen Bereich drei Personen ein. Er nimmt sie beiläufig wahr – jedesmal, wenn sie aus dem Knick hervortreten. Es sind zwei Frauen und ein Mann. Da sie sich ruhig verhalten, unternimmt er nichts. Aber dann spaziert eine der Frauen zur Kommode an der rechten Wand vor dem Knick. Ohne zu fragen greift sie nach einer der schönen roten Bommeln, mit denen er das Möbel geschmückt hat. Wie kann die es wagen, fragt er sich brüskiert, dringt hier ein und bedient sich auch noch an der Deko. Der Ärger wühlt ihn auf und stört den süßen Nachklang von der Nacht zuvor. Erzürnt geht er zu den Dreien und weist sie aus dem Raum.
Weil er nicht ausgeschlafen ist, fällt es ihm schwer sich zu konzentrieren. Doch schließlich findet er den Faden und kommt voran. Aber die drei sind schon wieder da. Die andere Frau schreitet – als wäre sie bei ihm zuhause – zur Garderobe. Sie hängt seinen grauen Anzug ab und dreht ihn hin und her. Macht sogar Anstalten ihn anzuprobieren.
Jetzt wird’s René zu bunt. Er rennt hin. Sie wirft den Anzug weg und verlässt gemeinsam mit den andern den Raum. Er ist erleichtert. Als er den grauen Anzug aufliest und ihn glattstreicht, überfällt ihn ein unerklärlicher Trübsinn. Die schöne Stimmung vom Vortag ist endgültig verweht. Er fühlt sich wie ein Gefangener in diesem langen Raum.
Wieder macht er sich an die Arbeit. Als er endlich in Fluss kommt, sieht er, wie der Mann, ganz cool zur Ablage bei der Garderobe schreitet, sich eine Zigarette aus seiner, Renés, Schachtel holt und sie in den Mund steckt. In René zieht sich alles zusammen. Er hat am Vorabend den Stengeln etwas zu arg zugesprochen und hat sich deshalb vorgenommen, bis zum Abend nicht zu rauchen und muss jetzt zuschauen, wie ein anderer genüsslich vor seinen Augen raucht. Statt aufzuschreien, guckt René auf die Uhr. Es ist gerade Mittag. Enrico müsste inzwischen auch auf sein. Er wählt seine Nummer.
„Pronto“, tönt es von der andern Seite des Äthers. Enricos Stimme klingt verschlafen.
„Hab ich dich geweckt?“, fragt er entschuldigend.
„Nein, nein, bin eben aufgestanden. Und – wie hast du geschlafen?“
René schweigt, er will nicht klagen. „So lala. Aber hör mal. Ich werde dauernd gestört hier, von zwei Frauen und einem Mann. Erst nimmt die eine ein schönes Stück von meiner Deko, dann will die andere meinen grauen Anzug anprobieren und jetzt erdreistet sich der Mann und raucht eine meiner Zigaretten.“
„Jag sie doch fort“, rät Enrico und gähnt.
„Das versuch ich doch die ganze Zeit, aber sie kommen immer wieder.“
„Ah, verstehe, das kenn ich. Wahrscheinlich hast du einen Hang-over. Das ist die Sorte Leute, die das spüren. Die nutzen das gnadenlos aus. Da hilft nur eins, kalte Milch. Damit kriegst du sie fort, die hassen sie.“
„Ich hab keine Milch im Haus.“
„Dann versuch’s mit Wasser.“
„Okay, ich versuch’s. Danke. Ich ruf dich am Abend an.“ René legt auf. MLF
…
Anschließend erzählte Mili Folgendes. AS
Der Tag davor ist etwas lang gewesen und gut geschlafen hat er auch nicht. Nachdem er sich in den frühen Morgenstunden von Enrico verabschiedete, hat er sich zu Hause schlafen gelegt. Ist aber auf Grund seines sonstigen Rhythmus‘ viel zu früh aufgewacht. Er bleibt an diesem Tag die ganze Zeit im Flur hängen, der als Wohnraum eingerichtet ist. Am Anfang und am Ende ist der Raum geknickt. Dadurch erscheint er endlos. Während René an seinem Arbeitstisch sitzt, nisten sich im vorderen Bereich drei Personen ein. Er nimmt sie beiläufig wahr – jedesmal, wenn sie aus dem Knick hervortreten. Es sind zwei Frauen und ein Mann. Da sie sich ruhig verhalten, unternimmt er nichts. Aber dann spaziert eine der Frauen zur Kommode an der rechten Wand vor dem Knick. Ohne zu fragen greift sie nach einer der schönen roten Bommeln, mit denen er das Möbel geschmückt hat. Wie kann die es wagen, fragt er sich brüskiert, dringt hier ein und bedient sich auch noch an der Deko. Der Ärger wühlt ihn auf und stört den süßen Nachklang von der Nacht zuvor. Erzürnt geht er zu den Dreien und weist sie aus dem Raum.
Weil er nicht ausgeschlafen ist, fällt es ihm schwer sich zu konzentrieren. Doch schließlich findet er den Faden und kommt voran. Aber die drei sind schon wieder da. Die andere Frau schreitet – als wäre sie bei ihm zuhause – zur Garderobe. Sie hängt seinen grauen Anzug ab und dreht ihn hin und her. Macht sogar Anstalten ihn anzuprobieren.
Jetzt wird’s René zu bunt. Er rennt hin. Sie wirft den Anzug weg und verlässt gemeinsam mit den andern den Raum. Er ist erleichtert. Als er den grauen Anzug aufliest und ihn glattstreicht, überfällt ihn ein unerklärlicher Trübsinn. Die schöne Stimmung vom Vortag ist endgültig verweht. Er fühlt sich wie ein Gefangener in diesem langen Raum.
Wieder macht er sich an die Arbeit. Als er endlich in Fluss kommt, sieht er, wie der Mann, ganz cool zur Ablage bei der Garderobe schreitet, sich eine Zigarette aus seiner, Renés, Schachtel holt und sie in den Mund steckt. In René zieht sich alles zusammen. Er hat am Vorabend den Stengeln etwas zu arg zugesprochen und hat sich deshalb vorgenommen, bis zum Abend nicht zu rauchen und muss jetzt zuschauen, wie ein anderer genüsslich vor seinen Augen raucht. Statt aufzuschreien, guckt René auf die Uhr. Es ist gerade Mittag. Enrico müsste inzwischen auch auf sein. Er wählt seine Nummer.
„Pronto“, tönt es von der andern Seite des Äthers. Enricos Stimme klingt verschlafen.
„Hab ich dich geweckt?“, fragt er entschuldigend.
„Nein, nein, bin eben aufgestanden. Und – wie hast du geschlafen?“
René schweigt, er will nicht klagen. „So lala. Aber hör mal. Ich werde dauernd gestört hier, von zwei Frauen und einem Mann. Erst nimmt die eine ein schönes Stück von meiner Deko, dann will die andere meinen grauen Anzug anprobieren und jetzt erdreistet sich der Mann und raucht eine meiner Zigaretten.“
„Jag sie doch fort“, rät Enrico und gähnt.
„Das versuch ich doch die ganze Zeit, aber sie kommen immer wieder.“
„Ah, verstehe, das kenn ich. Wahrscheinlich hast du einen Hang-over. Das ist die Sorte Leute, die das spüren. Die nutzen das gnadenlos aus. Da hilft nur eins, kalte Milch. Damit kriegst du sie fort, die hassen sie.“
„Ich hab keine Milch im Haus.“
„Dann versuch’s mit Wasser.“
„Okay, ich versuch’s. Danke. Ich ruf dich am Abend an.“ René legt auf. MLF
…
Mittwoch, 21. März 2012
27 Anna überreicht den Schlüssel
Als er Mili an sich ziehen wollte, legte sie sich zur
Seite und streckte ihm ihren knackigen Popo entgegen. Mit der linken Hand
reichte sie ihm eine kleine Plastikflasche. Da er nicht begriff, drehte sie
sich ein Stück zurück, spritzte mit der rechten auf die Linke und fuhr damit
über Tonis erregtes Glied. Das fühlte sich angenehm kühl an, wenn er auch nicht
verstand, warum sie plötzlich ein Gleitmittel benötigten. Sie fuhr sich mit der
Hand durch die Pofalte und nahm wieder die seitliche Haltung an. Als er
versuchte, wie üblich in sie einzudringen – von hinten – griff sie nach seinem
festen Glied und führte es weiter zurück, bis er vor ihrem Anus stand. Erst
jetzt begriff er, was sie ihm zeigen wollte. Während er langsam den
Schließmuskel überwand, ließ sie ihn nochmal austreten und strich üppig
glitschiges Gel auf die pralle Eichel. Er war überrascht, wie anders sich das
Eindringen anfühlte. Sie wies ihn an, seinen Penis parallel zur Wirbelsäule zu
führen. Vor lauter Lernen fand er nicht zum Höhepunkt. Aber als Mili sich ihm
zudrehte und sein Glied anfasste, brachte sie ihn mit wenigen Bewegungen zum
Erguss. Dann streichelte sie ihn, wie man einen gelehrigen Schüler liebkost.
Mili rückte das Kissen zurecht, rutschte hoch und begann
zu erzählen. AS
Bodo ist etwas durcheinander, weil er am Abend etwas Besonderes
vorhat. Im Laufe des Morgens geht er in den Hof der Schule, wo er früher
Hausaufgabenhilfe erteilt hat. Die Schüler spielen draußen unter den Bäumen.
Als sie ihn sehen, rufen sie „Bodo, Bodo …“ und umringen ihn.
Zwei Orientalen führen eine kleine Bar, deren Tür zum Hof hin
offen ist. Sie bieten kleine Snacks an. Das weckt Bodos Appetit. Er hätte Lust
auf einen Imbiss, möchte aber nicht alleine essen. Also bestellt er für seine
jungen, orientalischen Freunde ein paar Portionen mehr. Doch während er wartet,
verschwinden die Schüler nach und nach. Die Pause ist um. Wenn ich’s schlecht
treffe, wird gar niemand hier sein, fürchtet er. Ein Lehrer geht vorbei.
„Wann ist denn die nächste Pause?“, fragt Bodo.
Der Lehrer schaut ihn argwöhnisch an. „Wieso?“, fragt er
unfreundlich.
Bodo gibt ihm die Erklärung.
Da antwortet dieser ziemlich schroff. „Manche Orientalen finden
Kebab schlecht.“
Jetzt kommt von Bodo ein „Wieso?“
Der Lehrer zeichnet mit den Händen die Form des Kebabfleisches
nach. Bodo kommt es vor, als würde er einen überdimensionierten Phallus
beschreiben. Dann geht der Lehrer.
Bodo ist enttäuscht. Sein Angebot scheint gar nicht erwünscht zu
sein.
Als er die Bar betritt, ist der Laden voll. Der orientalische Gastwirt
ruft gegen den Lärm an. „Tut mir leid, siehst ja selber, was hier los ist. Aber
gleich fangen wir an.“
„Ach, lass mal, die Schüler sind weg. Ein andermal“, ruft Bodo
zurück.
„Kein Problem“, ruft der Wirt und winkt mit der Hand.
Als Bodo den Park durchquert, trifft er auf eine Person, die er
immer gern sieht. „Anna, du hier, das ist ja eine Überraschung.“ Er braucht
Anna nur zu sehen und die Welt ist für ihn wieder in Ordnung.
Sie schaut ihn geheimnisvoll an und sagt, „ich habe dir etwas
mitgebracht.“
„Oh, darf ich es sehen?“, fragt er überrascht.
Da zieht sie einen schönen, langen Schlüssel aus ihrer Tasche.
„Der ist für dich. Willst du ihn ausprobieren?“
Bodo schaut sie verwundert an. „Ein Schlüssel.“ Er denkt an
schöne Räume voller Schätze, die er sich aufschließen kann. Ein Strom des
Glücks überkommt ihn. Aber gleichzeitig regen sich Zweifel. „Ist der nicht zu
dünn?“, fragt er. „Der wirkt so zerbrechlich.“
Sie schaut ihn aufmunternd an.
„Meinst du, ja?“, fragt er, noch immer zögernd. Schließlich nimmt
er ihn an. Bedankt sich und geht seines Weges.
An diesem Abend ist er mit Enrico verabredet. Deshalb geht er
zwei Zentimeter neben seinen Schuhen. Als er neulich zu ihm ziehen wollte, hat
es ja nicht geklappt. Plötzlich hat er im Wasser gelegen und musste einen
Rückzieher machen. [17, Der Ball fällt ins Wasser]
Am Nachmittag trifft Bodo auf Paul. Der ist auf dem Weg ins Café
und lädt ihn ein mitzugehen. Bodo wehrt ab. „Ich hab heut noch nichts
geschafft.“
„Solche Tage gibt’s“, sagt Paul und zieht ihn mit sich.
Sie setzen sich an einen kleinen Tisch und ordern Kaffee. Als er
Paul verrät, was Anna ihm geschenkt hat, meint dieser: „Jetzt kanns Schicksal besser an dich ran. Du bist jetzt freier.“
„Wie meinst du?“, fragt Bodo verblüfft.
Aber Paul lacht nur. „Du wirst schon sehen.“ Mehr ist nicht aus
ihm rauszukriegen.
Endlich ist Abend. Er wird von Enrico freudig willkommen
geheißen.
„Ich habe dich so ersehnt.“
Enrico ist ziemlich draufgängerisch. Das lange Warten hat ihn
richtig aufgeladen. So ist Bodo noch nie geküsst worden. Zur Feier seines
ersten Besuches öffnet der Gastgeber eine Flasche Schaumwein. Sie setzen sich
aufs Sofa und stoßen an. Dann holt Bodo den Schlüssel hervor.
„Schau mal, was mir Anna überreicht hat.“
Enrico staunt. „Wow, der ist ja toll“, ruft er. Zum Glück stellt
er keine dummen Fragen, wer diese Anna ist. Der Schlüssel verzaubert sie beide.
Sie baden im Glück ihres ersten Zusammenseins. Bodo ist, als habe sich ein Teil
von ihm, der lange in einem Schrank gesteckt hat, wieder mit ihm vereint. MLF
Dienstag, 28. Februar 2012
17 Der Ball fällt ins Wasser
Am liebsten hätte Toni sich aufgesetzt und von seinem
Geliebten geschwärmt. Mili war gegenüber Männern an seiner Seite sehr tolerant.
Wohl weil sie sich so vor Rivalinnen geschützt fühlte. Sie schien zu spüren,
dass er abgelenkt war und lockte ihn nicht. Sie bedeckte sogar ihre Brüste, als
sie zu berichten begann, was sie sonst nicht tat. AS
Endlich klappt, woran er schon nicht mehr zu glauben gewagt hat.
Lothar befindet sich im siebten Himmel. Das heißt, er ist verliebt und wird
geliebt. Viele Male hat er die Abzweigung nach links gesehen, und ist
entschlossen gewesen sie einzuschlagen, aber dann ist er doch immer schon
vorbei gewesen, bevor er sich’s versehen hat.
Am Vortag hat er im großen Stil aufgeräumt. Und jetzt zieht er
um. Der Weg führt durch einen düsteren Tunnel. Dessen feuchter Grund wechselt zwischen
abgetretenen Felsen und matschigen Stellen. Ihn erstaunt, wie andere es
schaffen, ihre Waren durch diesen Tunnel zu befördern, ohne in den Dreck zu
treten.
Und dann gelangt er zur Abzweigung. An dieser Stelle steht das
Wasser tief. Aber es gibt Steine, in Schrittlänge voneinander entfernt, auf
denen man die überschwemmte Passage trockenen Fußes überwinden kann. Jetzt erst
wird ihm bewusst, wie viel er sich aufgeladen hat. Er kann kaum alles in den
Armen halten. Vorsichtig tritt er von Stein zu Stein. Als er sich dem nach
links abzweigenden Tunnel nähert, kommt ihm zum Glück sein Geliebter entgegen
und zeigt sich hilfsbereit.
„Lass nur los, ich helfe dir.“
Lothar lässt los. Doch zu früh. Die Habe entgleitet ihm und fällt
ins Wasser. Verzweifelt springt er hinterher. Schwimmend versucht er nach den
Gegenständen zu greifen. Vor allem sein Ball ist ihm wichtig. Aber der treibt -
einmal befreit – ein tückisches Spiel mit ihm. Wenn Lothar auf ihn zuschwimmt, weicht
er zurück, kommt wieder näher und geht erneut zurück, sobald Lothar ihn fassen
will. Schließlich hat er genug von dem Spiel und begibt sich auf festen Boden,
wo er hergekommen ist. Seinem Geliebten, der ihn herwinkt und ihm zuruft, „das
brauchst du doch alles nicht.“
Ruft er zurück, „ich warte lieber bis das Wasser abgeflossen
ist.“ MLF
Mittwoch, 15. Februar 2012
11 Schwarz Beflügelte
Als Mili neben mir lag, machte sie eine ihrer vieldeutigen Bemerkungen, über die man sich Stunden und Tage den Kopf zerbrechen konnte.
"Endlich
mal richtig. Vierzig Jahre..."
"Vierzig
Jahre lang falsch gemacht", ergänzte ich, ihrem Tonfall entsprechend.
Von ihr
kam keine Antwort.
Tja, was
denkt man sich bei so einem Satz? Alleine für sich, sagt er ja nichts aus. Aber
da ich sie ein bisschen zumindest kannte, vermutete ich, dass es einmal mehr um
das Thema, 'hombsch oder nicht hombsch‘ ging. Das hinderte sie aber nicht
daran, mich an sich zu ziehen und sich mit mir zu vereinen.
Darauf
ließ sie mich die folgende Geschichte hören. AS
Zu ihrem
Fest in der Stadt hatten die Hombschen (Schwulen) einen Tisch an den anderen über
die Flussbrücke gereiht. So viele waren sie inzwischen, die offen lebten, dass
es leicht war, alle Plätze zu füllen. Für Lothar, der spät kam, blieb nur ein
Platz am Quai, wo man ein paar zusätzliche Tische hingestellt hatte. Während
auf der Brücke schon lange festlich getafelt wurde, war sein Tisch noch immer
leer. Als er bemerkte, dass man ihn vergessen hatte, ging er zur Brücke. Es gab
Äpfel im Schlafrock und es waren genug davon da. Aber niemand kam auf die Idee,
ihn zu fragen, ob er einen möchte. Und er selber war zu schüchtern, um sich
selbst zu bedienen.
Da kam
Manfred, ein Bekannter von ihm vorbei. Der schien seine Enttäuschung zu
erraten, denn er forderte Lothar auf, ihn zu begleiten.
„Was willst
du hier? Da gehörst du doch nicht dazu. Ich weiß dir einen besseren Ort, wenn
du Sex haben willst.“
Aus
Enttäuschung ging Lothar mit. Er hatte kein gutes Gefühl dabei. Der Bekannte
war ziemlich skrupellos, wenn es darum ging, seine Sinnlichkeit auszuleben.
Manfred
führte ihn zu einem Bahndamm, hinter dem sich ein schroffer Hügelzug erhob. An
dessen Hang wucherten die Häuser eines heruntergekommenen Viertels. An der
Böschung des Damms standen auf einem Absatz mehrere Prostituierte. Eine von
ihnen öffnete ganz unverblümt ihre Bluse und präsentierte ihre prallen Brüste.
Lothar war selbst überrascht, wie unbeteiligt er darauf starrte, als handelte
es sich um zwei Nähkissen aus fleischfarbenem Trikot. Anscheinend hatte die
Verwandlung, die er schon länger spürte, endgültig vollzogen. Er sprach nicht
mehr auf ihre Reize an. Nach dieser Entdeckung hätte er eigentlich gehen
müssen. Doch er blieb.
Seitlich,
dem Damm entlang, war in einem Tunnel eine Kneipe, aus der grölende Stimmen von
Besoffenen herschallten. Da hörte er Flügelschläge. Genau genommen hatte er sie schon seit der Ankunft beim Damm
vernommen, aber erst jetzt realisierte er, wo das Geräusch herkam und schaute nach
oben. Da sah er auf dem Hügelkamm, im Gegenlicht des gelben Abendhimmels, Beflügelte
in schwarzen Ausrüstungen wie riesige Vögel umherflattern. Von ihnen kam das
schwingende Geräusch. Ah, die schwarzen Gestalten kenne ich, erinnerte er sich.
Eine neue Form zu demonstrieren. Wenn sie etwas nicht gutheißen, gehen sie
nicht mehr auf die Straße zur Gegendemo, sondern belauern den Ort von oben in
ihrem schwarzen Outfit. Das machte echt Eindruck, vor allem das Geräusch und
die Schattenwirkung.
Statt zum
Fest der Hombschen zurück zu kehren oder nach Hause zu gehen, setzte sich
Lothar neben Manfred ins trockene Gras der Böschung. Ihm schien, es werde immer
dunkler. Da sah er, wie die Beflügelten einen Vorhang bildeten von ganz oben
herab bis auf die Gebäude ihnen gegenüber. Sie waren lückenlos verkettet über-
und nebeneinander – Menschen wie du und ich, die sich die Zeit nahmen für
dieses Engagement. Er sah wie die in der untersten Reihe ihre Arme
ausschüttelten, weil sie vom Hochstrecken erschlafft waren. Wie machen das die
oberen, fragte er sich, die konnten ja nicht einfach loslassen. Bei näherem
Hinschauen bemerkte er, dass zusätzlich zwei Gummibänder mit Haken bei jedem
Beflügelten für die Verbindung nach oben sorgten. Das Ganze wie ein riesiger
gewölbter Vorhang. Die Stimmung erinnerte an eine Sonnenfinsternis. Dann
schwangen sie ihre Flügel und weg waren sie.
Manfred
wollte ihn überreden mit in den Tunnel zu kommen. Aber er entschloss sich
anders. MLF
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