Donnerstag, 15. März 2012

23 In rundem Wagen durch Japan j

In das Wort ‚Japan‘ setzte Peter so viel Begeisterung, dass Erduan ihn verwundert anschaute.
„Meinst du nicht, dass du einen Begleiter brauchen könntest?“, fragte Peter, ihn von unten ansehend. „Die Kosten würde ich natürlich selber tragen.“
Wieder schluckte Erduan. Peter wäre ihm jetzt nicht gerade als Begleiter eingefallen. Konnte er sich überhaupt von seinen Spätzles und seinem Dinkelacker trennen?
Peter schien seine Bedenken zu erraten. Er richtete sich auf und fragte Erduan: „Bei der Vorbereitung auf die Fachprüfung, hab ich dich da etwa nicht unterstützt?“
Tatsächlich hatte Peter, der viel zielstrebiger gewesen war, ihm damals eine Menge geholfen. Das hatte sie einander nicht unbedingt näher gebracht. Aber ganz richtig, da könnte ich etwas gutmachen, sagte sich Erduan. „Wie flexibel bist du denn und wie lange könntest du frei nehmen?“, fragte er.
„Es wird ein Riesengeschrei geben“, sagte Peter mit einem verschämten Lachen. „Aber niemand ist unersetzlich. Ich glaube, ich habe einiges vorgeleistet und kann mir in dieser Firma schon mal ein Extra leisten.“
Die Consultin sah kein Problem darin, dass Erduan einen Begleiter mitbrachte. Den Flug musste Peter übernehmen, die restlichen Kosten trug die International Trade and Design, für die Erduan arbeitete.

Das Gefährt, mit dem sie die fernöstliche Insel erkundeten, war das ungewöhnlichste Fahrzeug, in dem Erduan jemals gesessen hatte. Es hatte die Form eines großen doppelten Tellers. Der obere Teller war in der Mitte gewölbt und hatte außen an die zehn Löcher, in denen je ein Passagier saß oder lag. In diesem ausgefallenen Fahrzeug durchquerten sie moderne Vorstädte, Landschaften mit Reisfeldern, traditionelle Dörfer, Pinienwälder….
Wenn Erduan an diese ungewöhnliche Reise zurückdachte, kam ihm immer als erstes die folgende Situation in den Sinn.
Rechts neben ihm in der Vertiefung lag Peter halb und saß halb und schaute zu ihm hinüber. Dabei fiel sein Blick auf Erduans Schwellkörper, der leicht erregt war und sofort auf den Blick reagierte und sich noch weiter aus der Decke hinaushob und dabei sichtbar wurde oder noch sichtbarer. Das war an sich schon ein sinnliches Erlebnis. Aber es wurde noch verstärkt durch die bizarren Eindrücke der japanischen Landschaft. Die Gegend, durch die sie in diesem Moment fuhren, waren dunkelgrüne Felder, zwischen schroffen Siedlungen, deren strenge Formen modern, ja futuristisch anmuteten. Dahinter ein grelles, gelb-weißes Abendlicht, das die Szenerie in ein Schwarzweiß-Bild mit starken Kontrasten verwandelte. Kurze Zeit davor musste es geregnet haben. Die Straße glänzte noch. Im stehenden Wasser spiegelten sich die Schatten der Gebäude, die Wolken und das grelle Licht.

Als Erduan seinen Werkkameraden später wieder traf, schilderte Peter diese Fahrt als das Eindrücklichste, was er neben gewissen Erlebnissen mit seiner Frau und seinen Kindern erfahren hatte. Für Erduan hielt dieses ungewöhnliche Land noch weitere Abenteuer bereit. MLF

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