…
In das Wort ‚Japan‘ setzte Peter so viel Begeisterung, dass
Erduan ihn verwundert anschaute.
„Meinst du nicht, dass du einen Begleiter brauchen könntest?“,
fragte Peter, ihn von unten ansehend. „Die Kosten würde ich natürlich selber
tragen.“
Wieder schluckte Erduan. Peter wäre ihm jetzt nicht gerade als
Begleiter eingefallen. Konnte er sich überhaupt von seinen Spätzles und seinem Dinkelacker
trennen?
Peter schien seine Bedenken zu erraten. Er richtete sich auf und
fragte Erduan: „Bei der Vorbereitung auf die Fachprüfung, hab ich dich da etwa
nicht unterstützt?“
Tatsächlich hatte Peter, der viel zielstrebiger gewesen war, ihm
damals eine Menge geholfen. Das hatte sie einander nicht unbedingt näher
gebracht. Aber ganz richtig, da könnte ich etwas gutmachen, sagte sich Erduan.
„Wie flexibel bist du denn und wie lange könntest du frei nehmen?“, fragte er.
„Es wird ein Riesengeschrei geben“, sagte Peter mit einem
verschämten Lachen. „Aber niemand ist unersetzlich. Ich glaube, ich habe
einiges vorgeleistet und kann mir in dieser Firma schon mal ein Extra leisten.“
Die Consultin sah kein Problem darin, dass Erduan einen Begleiter
mitbrachte. Den Flug musste Peter übernehmen, die restlichen Kosten trug die
International Trade and Design, für die Erduan arbeitete.
Das Gefährt, mit dem sie die fernöstliche Insel erkundeten, war
das ungewöhnlichste Fahrzeug, in dem Erduan jemals gesessen hatte. Es hatte die
Form eines großen doppelten Tellers. Der obere Teller war in der Mitte gewölbt
und hatte außen an die zehn Löcher, in denen je ein Passagier saß oder lag. In
diesem ausgefallenen Fahrzeug durchquerten sie moderne Vorstädte, Landschaften
mit Reisfeldern, traditionelle Dörfer, Pinienwälder….
Wenn Erduan an diese ungewöhnliche Reise zurückdachte, kam ihm
immer als erstes die folgende Situation in den Sinn.
Rechts neben ihm in der Vertiefung lag Peter halb und saß halb
und schaute zu ihm hinüber. Dabei fiel sein Blick auf Erduans Schwellkörper,
der leicht erregt war und sofort auf den Blick reagierte und sich noch weiter
aus der Decke hinaushob und dabei sichtbar wurde oder noch sichtbarer. Das war
an sich schon ein sinnliches Erlebnis. Aber es wurde noch verstärkt durch die
bizarren Eindrücke der japanischen Landschaft. Die Gegend, durch die sie in
diesem Moment fuhren, waren dunkelgrüne Felder, zwischen schroffen Siedlungen,
deren strenge Formen modern, ja futuristisch anmuteten. Dahinter ein grelles,
gelb-weißes Abendlicht, das die Szenerie in ein Schwarzweiß-Bild mit starken
Kontrasten verwandelte. Kurze Zeit davor musste es geregnet haben. Die Straße
glänzte noch. Im stehenden Wasser spiegelten sich die Schatten der Gebäude, die
Wolken und das grelle Licht.
Als Erduan seinen Werkkameraden später wieder traf, schilderte
Peter diese Fahrt als das Eindrücklichste, was er neben gewissen Erlebnissen
mit seiner Frau und seinen Kindern erfahren hatte. Für Erduan hielt dieses
ungewöhnliche Land noch weitere Abenteuer bereit. MLF
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