Es
gibt auch Momente, da mich Milis Gegenwart erschauern lässt. Die Vereinigung
mit ihr in der Liebe wie ein finsterer Akt erscheint. Dieses Mal war es so.
Das ist
die Geschichte, die sie mir danach erzählte. AS
Von den
Spaziergängen, die er gemacht hatte, an einem schönen Hang oberhalb eines Sees
entlang, schloss er, dass es sich um Sipplingen handelte. Aber er war sich
nicht sicher, weil er sich die ganze Zeit zwischen drei riesigen Gebäuden
aufhielt, die eine Welt für sich bildeten. Das eine ein hoch aufragender,
moderner Büro- und Wohnturm, in dem er hauste. Rechts daneben eine Kette von
wuchtigen Wohnblöcken und davor ein älteres Gebäude, nicht so riesig wie die
anderen beiden und dadurch etwas vertrauter wirkend.
Wenn man
sich Jahr und Tag an einem eher unwirtlichen Ort aufhält, hat man mit der Zeit
so seine Kniffs raus, wie man sich sein Leben etwas erleichtert. So hatte
Jasmus auf der abgelegenen Seite des älteren Gebäudes eine Nische entdeckt, in
der er einige Vorräte horten konnte. Chinakohl, Gemüse und ähnliche Dinge hielt
er sich dort frisch.
Eines
Tages, als er wieder nach seinen Schätzen schaute, sprach in der Mann an, der
unterhalb des Verstecks seine Wohnung hatte. In komischer Weise, wie in einem
schlechten Märchen.
"Was
machst du hier eigentlich?", fragte er.
Es war
irritierend, weil er es ja wissen musste. Er hatte ihn schon oft gesehen. Da
Jasmus nicht gleich antwortete, lächelte der Mann einladend. Wohl um seiner
Verunsicherung zu entgegnen. Da brachte Jasmus endlich hervor: "Hier hält
es frisch. Das ist mein Kühlschrank." An diese Stelle schien die Sonne zu
keiner Zeit des Tages hin.
Als Jasmus
einmal an einem Nachmittag oder frühen Abend dahin kam, trat das Mädchen von
diesen Leuten unterhalb aus der Tür und drängte darauf, ihn begleiten zu
dürfen. Dem Alter nach mochte sie zwischen dreizehn und fünfzehn sein.
Wahrscheinlich war sie gerade geschlechtsreif geworden. Sein Turm war ein eher
unwirtlicher Ort. Was sollte sie dort. Aber da sie nicht nachgab, willigte er
ein. "Okay, dann komm halt mit."
Sie waren
erst ein paar Schritte gegangen, als von der langen Wohnfabrik her ein
unförmiger Junge - oder war es ein Mann? - auf sie zukam. In irgendeiner Weise
war er behindert, nicht stark, gerade so an der Grenze, jedenfalls nicht ganz
normal.
"Ich
möchte auch mit", bat er flehend, so dass Jasmus ihn nicht abweisen
konnte. Das Mädchen rannte voraus und sie gingen hinter ihr her. Von da an, war
Jasmus die Sache nicht mehr geheuer. MLF
…
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