Montag, 13. Februar 2012

10 Wie in einem Roman von ... i


Es gibt auch Momente, da mich Milis Gegenwart erschauern lässt. Die Vereinigung mit ihr in der Liebe wie ein finsterer Akt erscheint. Dieses Mal war es so.
Das ist die Geschichte, die sie mir danach erzählte.  AS

Von den Spaziergängen, die er gemacht hatte, an einem schönen Hang oberhalb eines Sees entlang, schloss er, dass es sich um Sipplingen handelte. Aber er war sich nicht sicher, weil er sich die ganze Zeit zwischen drei riesigen Gebäuden aufhielt, die eine Welt für sich bildeten. Das eine ein hoch aufragender, moderner Büro- und Wohnturm, in dem er hauste. Rechts daneben eine Kette von wuchtigen Wohnblöcken und davor ein älteres Gebäude, nicht so riesig wie die anderen beiden und dadurch etwas vertrauter wirkend.
Wenn man sich Jahr und Tag an einem eher unwirtlichen Ort aufhält, hat man mit der Zeit so seine Kniffs raus, wie man sich sein Leben etwas erleichtert. So hatte Jasmus auf der abgelegenen Seite des älteren Gebäudes eine Nische entdeckt, in der er einige Vorräte horten konnte. Chinakohl, Gemüse und ähnliche Dinge hielt er sich dort frisch.
Eines Tages, als er wieder nach seinen Schätzen schaute, sprach in der Mann an, der unterhalb des Verstecks seine Wohnung hatte. In komischer Weise, wie in einem schlechten Märchen.
"Was machst du hier eigentlich?", fragte er.
Es war irritierend, weil er es ja wissen musste. Er hatte ihn schon oft gesehen. Da Jasmus nicht gleich antwortete, lächelte der Mann einladend. Wohl um seiner Verunsicherung zu entgegnen. Da brachte Jasmus endlich hervor: "Hier hält es frisch. Das ist mein Kühlschrank." An diese Stelle schien die Sonne zu keiner Zeit des Tages hin.
Als Jasmus einmal an einem Nachmittag oder frühen Abend dahin kam, trat das Mädchen von diesen Leuten unterhalb aus der Tür und drängte darauf, ihn begleiten zu dürfen. Dem Alter nach mochte sie zwischen dreizehn und fünfzehn sein. Wahrscheinlich war sie gerade geschlechtsreif geworden. Sein Turm war ein eher unwirtlicher Ort. Was sollte sie dort. Aber da sie nicht nachgab, willigte er ein. "Okay, dann komm halt mit."
Sie waren erst ein paar Schritte gegangen, als von der langen Wohnfabrik her ein unförmiger Junge - oder war es ein Mann? - auf sie zukam. In irgendeiner Weise war er behindert, nicht stark, gerade so an der Grenze, jedenfalls nicht ganz normal.
"Ich möchte auch mit", bat er flehend, so dass Jasmus ihn nicht abweisen konnte. Das Mädchen rannte voraus und sie gingen hinter ihr her. Von da an, war Jasmus die Sache nicht mehr geheuer. MLF

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