Von einem vermeintlichen Anruf wache ich auf. Ich
bin erregt. Ich fürchte, dass Mili sich meldet, um abzusagen. Aber das Klingeln
habe ich mir nur eingebildet. Sie liegt neben mir und wartet schon ganz
ungeduldig, bis ich in sie eindringe.
Nach dem Liebesakt erzählt sie mir die folgende
Geschichte. AS
Als Tobias vom Campus zurück nach Heimen fuhr, hatte er plötzlich Hiltja am Apparat.
„Da
stimmt was nicht mit meinen Handy, das du mir eingerichtet hast“,
rief dieser gereizt in den Hörer.
„Wieso,
was sollte da sein?“, fragte Tobias verwundert. „Rufst du nicht
vom Handy aus an?“
„Nein,
ich telefoniere vom Festnetz aus.“
„Tja,
ich weiß auch nicht, manchmal sind halt die Netze überlastet“,
versuchte Tobias ihn zu beschwichtigen.
Er
hörte ihn noch etwas wie „Warum gerade heute?“, brummen. Dann
war die Verbindung getrennt.
Zuhause
in der Wohnung über dem Postbüro saßen sein Sohn und zwei Freunde
von ihm im Wohnzimmer. Tobias hatte erst seine Mappe abgestellt und
sich im Bad erfrischt, als Hiltja kam und das Handy brachte, weil es
noch immer nicht funktionierte. Sie setzten sich zu den Jungs und
rätselten, woran das liegen könnte.
„Welche
Nummer haben wir denn genommen?“, fragte er Hiltja.
Der
holte einen Zettel aus seinem Geldbeutel und buchstabierte die
Ziffernfolge.
„Ach
so, das ist die alte von Dieter – du weißt, Dieter, der regelmäßig
Filmabende veranstaltet – stimmt, die habe ich genommen, weil ich
wusste, dass sie frei ist, und weil ich es praktisch fand, dass ich
sie schon kenne.“
Die
Jungs hörten ihnen zu und grinsten.
„Was
gibt’s zu lachen?“
Nico,
ein kleiner, aber aufgeweckter meinte: „Wozu sich Nummern merken?
Dafür gibt es doch die Adressliste.“
„Tja,
eigentlich hast du recht, gab Tobias zu. Das kommt noch aus der Zeit,
als die Nummern vier oder sechsstellig waren und die Vorwahlen
ortsbezogen. Da hatte man die Nummern von den meisten Freunden im
Kopf.“ Trotzdem war das noch keine Erklärung, warum das Handy eine
Woche lang getan hatte und jetzt plötzlich blockiert war. Da fiel
ihm ein, dass er die Nummer auch für sich vergeben hatte. Aber warum
hatte es die ganze Woche funktioniert und war erst heute gestört
worden? Klar, er hatte sein Handy ja die ganze Zeit aus gehabt und
erst heute, als er zur Hochschule fuhr, eingeschaltet.
Das
war ihm zu peinlich, dies vor den Jungs zu gestehen. Erst als diese
sich trollten, verriet er Hiltja, wie sich die Sache verhielt. Dass
ihm ein Missgeschick unterlaufen war und die Nummer selber
verwendete. „Ich versteh nicht, wie mir das unterlaufen konnte.“
Hiltja,
der ziemlich dringende Arbeiten zu leisten hatte, schwankte zwischen
Zorn und Resignation. „So werden wir das nie schaffen, wenn dir
dauernd solche Fehler unterlaufen.“
„Ich
weiß auch nicht, wie das kam“, grübelte Tobias betroffen. „Ich
weiß noch, dass ich davor Dieters Filmbeschreibung gelesen hatte und
ihm für morgen mein Kommen angekündigt habe. Wahrscheinlich war ich
dadurch abgelenkt und hatte den Kopf nicht bei der Sache.“
„Morgen
Abend, sagst du?“, fragte Hiltja noch gereizter.
„Ja,
morgen Abend“, antwortete Tobias, der sich von Hiltjas cholerischer
Art nicht so leicht aus der Ruhe bringen ließ. „Du kannst gerne
dazukommen, wenn du Lust hast. Dieter zeigt … von --- - ein
spannender Film.“
„Ich
werde da nicht hingehen und du auch nicht“, bemerkte Hiltja
trocken.
„Wieso?“
„Denk
mal nach“
„Die
Besprechung mit dem Rat?“
„Genau.“
Hiltja stand auf und ging zur Tür.
„Ich
werde für dich eine neue Nummer beantragen“, rief er ihm nach.
„Brauchst
du nicht. Ich weiß ja jetzt, woran es liegt, wenn die Leitung nicht
frei ist.“ MLF
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