Samstag, 4. Februar 2012

4 Die Leitung blockiert


Von einem vermeintlichen Anruf wache ich auf. Ich bin erregt. Ich fürchte, dass Mili sich meldet, um abzusagen. Aber das Klingeln habe ich mir nur eingebildet. Sie liegt neben mir und wartet schon ganz ungeduldig, bis ich in sie eindringe.
Nach dem Liebesakt erzählt sie mir die folgende Geschichte. AS

Als Tobias vom Campus zurück nach Heimen fuhr, hatte er plötzlich Hiltja am Apparat.
Da stimmt was nicht mit meinen Handy, das du mir eingerichtet hast“, rief dieser gereizt in den Hörer.
Wieso, was sollte da sein?“, fragte Tobias verwundert. „Rufst du nicht vom Handy aus an?“
Nein, ich telefoniere vom Festnetz aus.“
Tja, ich weiß auch nicht, manchmal sind halt die Netze überlastet“, versuchte Tobias ihn zu beschwichtigen.
Er hörte ihn noch etwas wie „Warum gerade heute?“, brummen. Dann war die Verbindung getrennt.
Zuhause in der Wohnung über dem Postbüro saßen sein Sohn und zwei Freunde von ihm im Wohnzimmer. Tobias hatte erst seine Mappe abgestellt und sich im Bad erfrischt, als Hiltja kam und das Handy brachte, weil es noch immer nicht funktionierte. Sie setzten sich zu den Jungs und rätselten, woran das liegen könnte.
Welche Nummer haben wir denn genommen?“, fragte er Hiltja.
Der holte einen Zettel aus seinem Geldbeutel und buchstabierte die Ziffernfolge.
Ach so, das ist die alte von Dieter – du weißt, Dieter, der regelmäßig Filmabende veranstaltet – stimmt, die habe ich genommen, weil ich wusste, dass sie frei ist, und weil ich es praktisch fand, dass ich sie schon kenne.“
Die Jungs hörten ihnen zu und grinsten.
Was gibt’s zu lachen?“
Nico, ein kleiner, aber aufgeweckter meinte: „Wozu sich Nummern merken? Dafür gibt es doch die Adressliste.“
Tja, eigentlich hast du recht, gab Tobias zu. Das kommt noch aus der Zeit, als die Nummern vier oder sechsstellig waren und die Vorwahlen ortsbezogen. Da hatte man die Nummern von den meisten Freunden im Kopf.“ Trotzdem war das noch keine Erklärung, warum das Handy eine Woche lang getan hatte und jetzt plötzlich blockiert war. Da fiel ihm ein, dass er die Nummer auch für sich vergeben hatte. Aber warum hatte es die ganze Woche funktioniert und war erst heute gestört worden? Klar, er hatte sein Handy ja die ganze Zeit aus gehabt und erst heute, als er zur Hochschule fuhr, eingeschaltet.
Das war ihm zu peinlich, dies vor den Jungs zu gestehen. Erst als diese sich trollten, verriet er Hiltja, wie sich die Sache verhielt. Dass ihm ein Missgeschick unterlaufen war und die Nummer selber verwendete. „Ich versteh nicht, wie mir das unterlaufen konnte.“
Hiltja, der ziemlich dringende Arbeiten zu leisten hatte, schwankte zwischen Zorn und Resignation. „So werden wir das nie schaffen, wenn dir dauernd solche Fehler unterlaufen.“
Ich weiß auch nicht, wie das kam“, grübelte Tobias betroffen. „Ich weiß noch, dass ich davor Dieters Filmbeschreibung gelesen hatte und ihm für morgen mein Kommen angekündigt habe. Wahrscheinlich war ich dadurch abgelenkt und hatte den Kopf nicht bei der Sache.“
Morgen Abend, sagst du?“, fragte Hiltja noch gereizter.
Ja, morgen Abend“, antwortete Tobias, der sich von Hiltjas cholerischer Art nicht so leicht aus der Ruhe bringen ließ. „Du kannst gerne dazukommen, wenn du Lust hast. Dieter zeigt … von --- - ein spannender Film.“
Ich werde da nicht hingehen und du auch nicht“, bemerkte Hiltja trocken.
Wieso?“
Denk mal nach“
Die Besprechung mit dem Rat?“
Genau.“ Hiltja stand auf und ging zur Tür.
Ich werde für dich eine neue Nummer beantragen“, rief er ihm nach.
Brauchst du nicht. Ich weiß ja jetzt, woran es liegt, wenn die Leitung nicht frei ist.“ MLF

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen