Montag, 24. Dezember 2012

132 B Weihnachtsbrief aus dem Lande Pi



Liebe Freunde,

in einem Gespräch mit Achim, der sich auch intensiv mit Träumen beschäftigt, haben wir gerätselt, warum denn Träume so schwierig zu verstehen sind. Warum sie nie etwas direkt und gemeinverständlich ausdrücken, sondern das Thema immer nur wie mit Fingerspitzen anfassen. Eine Erklärung haben wir nicht gefunden.
   Aber in der darauffolgenden langen Traumnacht, auf den zweiten Adventssonntag, war da auf dem Weg vom Schulort, via eines Hügels zum Großelternhaus plötzlich das Bild der Möndchen des Hippokrates da. Es ging eine Weile, bis ich begriff, dass mir dieser Traum ein Bild für den Traum an sich vorführte.
    Am folgenden Tag studierte ich im mathematischen Lexikon und im Internet eingehend dieses geometrische Phänomen. Zwei Möndchen oder Wölkchen wölben sich über einem rechtwinkligen Dreieck. Hippokrates hat im 5. Jh. v. u. Z. gezeigt, dass die zwei Sichelmonde zusammen den gleichen Inhalt haben wie das zugehörige Dreieck. Der von der Nacht suggerierte Zusammenhang schien mir sehr sinnvoll:
    Die Möndchen stellen den Traum dar, das Dreieck steht für das Thema (das, was mich beschäftigt). Der Traum umspielt es, oder besser gesagt, er überspannte es und zwar von zwei Seiten.

Die Möndchen des Hippokrates


    Da ihr vielleicht nicht ahnt, wie sehr ich mit diesen Wölkchen zu ringen habe, könnt ihr euch wohl nicht vorstellen, wie überwältigt ich von dieser Entdeckung war und es immer noch bin.
    Nicht dass sie das Deuten nun plötzlich viel leichter macht. Aber es ist jetzt evident, dass die Schwierigkeit der Traumdeutung in der Natur der Sache liegt und nicht an meinen mangelnden Fähigkeiten. Ihr seht, die Schnittmenge der Wölkchen mit dem Dreieck ist sozusagen gleich Null. Nur die drei winzigen Punkte, die Spitzen stimmen überein. Und doch drückt der Traum das gleiche aus, nur in einer anderen Sprache. Der 'Inhalt' ist der gleiche.
    Seht ihr, wie am Traum alles rund ist? Die Wölkchen sind nur mittels pi zu berechnen. Das Irrationale ist in Rundungen gehüllt. Wogegen das Reale, das Thema, ganz von Geraden eingefasst ist. 
PS von Achim:

Heute Morgen sah ich deine Möndchen als Boot und Segel, die Realität als die Fracht ... auch hübsch, oder?

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