Getrieben von einer starken Sehnsucht nach seiner Freundin führte
ihn an einem sonnigen Tag eine vage Vermutung auf die Jurahöhe. Und
tatsächlich, als er eine Weile durch einen vielgestaltigen Teil der Hochfläche
gegangen war, stieß er zwischen weißen Felsen auf eine Gruppe fröhlicher,
junger Menschen, die auf einer blumenreichen Wiese, weitab von jeder Siedlung, Tänze
übten. Tommy freute sich, Bianca, die Mutter und ihren Kreis noch genau so jung
und munter anzutreffen, wie er sie kennengelernt hatte. Er setzte sich ins Gras
und schaute ihrem munteren Treiben zu, bei dem die Mutter in ihrer klaren,
entschiedenen Art den Ton angab.
In einer Pause sonderten er und Bianca sich von den andern ab und
gingen zu einem abgeschirmten Fleck zwischen den Felsen. Ungeniert folgte sie
seinem Beispiel und legte sich nackt in die Sonne. Ihr schöner, weißer Körper
verleitete ihn, sie zu berühren. Als er sie übermütig drehen wollte, tat es
plötzlich einen Schlag. Erschrocken wich er zurück. In ihrem Körper musste sich
ein Vakuum gebildet und beim Drehen gelöst haben – mit lautem Knall. Über ihren
Rumpf strich sogar eine dünne Rauchfahne.
Der Schreck ernüchterte ihn. Plötzlich war das Gefühl, dass sie
ihn begehrte und sie sich im Freien lieben könnten, verflogen. Als er sie
küssen wollte, wehrte sie ab. Er spürte, wie die Eifersucht sie ihm entfremdet
hatte. Ohne dass sie ein Wort sagte, sah er sich mit ihren Bedürfnissen
konfrontiert. Klar, sie wollte im Leben nicht alleine dastehen. Sie wünschte
sich einen Partner, nicht nur einen Bettgesellen.
„Ich habe ja nicht mal deine Adresse“, warf sie ihm vor.
Tommy griff nach seiner Tasche, holte Stift und Zettel hervor und
schrieb Straße und Ort in leserlicher Schrift nieder. Er ahnte schon, was sie
ihm schreiben würde. Und schmerzlich sah er voraus, dass er ihr würde klaren
Wein einschenken müssen. MLF
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