Dienstag, 14. August 2012

87 Tanzgruppe der Freundin


Getrieben von einer starken Sehnsucht nach seiner Freundin führte ihn an einem sonnigen Tag eine vage Vermutung auf die Jurahöhe. Und tatsächlich, als er eine Weile durch einen vielgestaltigen Teil der Hochfläche gegangen war, stieß er zwischen weißen Felsen auf eine Gruppe fröhlicher, junger Menschen, die auf einer blumenreichen Wiese, weitab von jeder Siedlung, Tänze übten. Tommy freute sich, Bianca, die Mutter und ihren Kreis noch genau so jung und munter anzutreffen, wie er sie kennengelernt hatte. Er setzte sich ins Gras und schaute ihrem munteren Treiben zu, bei dem die Mutter in ihrer klaren, entschiedenen Art den Ton angab.
In einer Pause sonderten er und Bianca sich von den andern ab und gingen zu einem abgeschirmten Fleck zwischen den Felsen. Ungeniert folgte sie seinem Beispiel und legte sich nackt in die Sonne. Ihr schöner, weißer Körper verleitete ihn, sie zu berühren. Als er sie übermütig drehen wollte, tat es plötzlich einen Schlag. Erschrocken wich er zurück. In ihrem Körper musste sich ein Vakuum gebildet und beim Drehen gelöst haben – mit lautem Knall. Über ihren Rumpf strich sogar eine dünne Rauchfahne.
Der Schreck ernüchterte ihn. Plötzlich war das Gefühl, dass sie ihn begehrte und sie sich im Freien lieben könnten, verflogen. Als er sie küssen wollte, wehrte sie ab. Er spürte, wie die Eifersucht sie ihm entfremdet hatte. Ohne dass sie ein Wort sagte, sah er sich mit ihren Bedürfnissen konfrontiert. Klar, sie wollte im Leben nicht alleine dastehen. Sie wünschte sich einen Partner, nicht nur einen Bettgesellen.
„Ich habe ja nicht mal deine Adresse“, warf sie ihm vor.
Tommy griff nach seiner Tasche, holte Stift und Zettel hervor und schrieb Straße und Ort in leserlicher Schrift nieder. Er ahnte schon, was sie ihm schreiben würde. Und schmerzlich sah er voraus, dass er ihr würde klaren Wein einschenken müssen. MLF

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