Als Toni aufwachte, spielte sich eine Geschichte vor ihm wie ein
langer Faden ab.
Eine Portugiesin auf einem Schiff. Sie war als Sklavin,
beziehungsweise als Gefangene an Bord. Dort hatte sie schwere Arbeit zu
verrichten. Alles was die Matrosen zu leisten hatten, wurde von ihr auch
verlangt. Sie musste dem Heizer zur Hand gehen, nachts bei jeder Witterung
Wache halten, musste das Schiffsdeck von Salzspuren säubern, etc. Wer weiß, was
ihr sonst noch alles angetan worden war, dass sie ausführte, was sie getan hat.
SIE BRACHTE EINE ANDERE FRAU UM. Dann beraubte sie diese ihrer Kleider und warf
sie über Board. Es wurde auch noch eine Ziege geschlachtet. Damit verschafften
sie sich zusätzliche Nahrung. Es hatte also Mitwisser gegeben.
Ein Wachmann, namens Hunger, verdächtigte die Portugiesin und
klagte sie bei der Schiffsführung an. Die Mannschaft wurde versammelt. Es wurde
Gericht gehalten. Doch sie vermochte den Vorwurf gegen den Kläger zu wenden.
Schließlich wurde dieser gehängt.
Was für Schicksale. Aber ihre Tat musste doch aufgeflogen sein.
Wie könnte man sonst davon erfahren haben?, dachte Toni.
Dass diese Frau Portugiesin war, erinnerte ihn an ein Detail aus
einer von Milis Erzählungen. An dem Tag, da Tommy im Treff von ‚Abrigator kontra Supernator‘ erfuhr [21],
hatte er morgens an der Halde gearbeitet. In einem Streitgespräch, bei dem es
um die Aids-Gefahr ging, hatte die Zuständige von der Halde Tommy gedroht. Dann
könne er ja gleich nach Portugal gehen. (Wenn er keine Angst vor Aids habe)
Toni erkundigte sich, ob in diesem Land erhöhte Ansteckungsgefahr
bestehe. Diese Vermutung wurde nicht bestätigt. Ein Witzbold bemerkte, das läge
an der ursprünglichen Bedeutung des Namens, der auf lateinisch ‚Portus Cale‘, ‚warmer
Hafen‘ zurückzuführen sei.
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