Dienstag, 3. April 2012

32 Ausstellung am Kreuzberg

Mili schläft, als Toni aufwacht. Das kommt selten vor. Er weckt sie nicht, sondern lässt seine Augen auf ihrem Gesicht und ihrem Oberkörper weiden. Er beginnt bei den Haaren und endet beim Bauchnabel, bis zu dem die Decke hochreicht. Da fängt sie an sich zu räkeln. Er weicht zurück. Sie richtet sich auf, fasst sein Kinn und küsst ihn. Dann greift sie neben dem Bett in eine Schachtel und zieht eine kurze Gummihose mit etwas schwer Hängendem daran heraus. In diese steckt sie beide Beine und zieht sie hoch. Der hautfarbene Gummistoff ist sehr straff und nur leicht verschoben erhebt sich ein festes Glied aus Latex. Obwohl es nur ein Kunstglied ist, wirkt es auf Toni doch erregend. Bereitwillig dreht er sich um. Es ist nicht das erste Mal. Er weiß, welche Rolle sie übernimmt. Er greift zum Fläschchen und bestreicht den Dildo und seinen Ringmuskel großzügig mit Gleitsoße. Was für ein anderes Gefühl, statt selber einzudringen, von jemandem durchdrungen zu werden. Die Erregung ist nicht mehr außen in seinem Penis zentriert, sondern erfasst den ganzen Unterleib. Dass Mili kräftiger ist als er, kriegt er erst jetzt richtig zu spüren. Es ist ihm, als seien es männliche Hände, die ihn halten und als sei es ein männliches Gesäß, das das Glied lenkt und bewegt. Nach dem Akt zieht Mili die Gummihose schnell aus. Toni schwebt noch in einer anderen Sphäre. Sie umfasst ihn, bis er wieder ganz da ist. Dann beginnt sie ihre Geschichte zu erzählen. Toni ist, als hörte er von weit entfernt zu. AS

Am Kreuzberg findet eine Ausstellung statt. Es sind kleine mit niederen Stellwänden umfriedete Flächen. Von unten überblickt René ein halbes Dutzend von  diesen, sie liegen in ein paar Metern Abstand voneinander. Dazwischen grau-schwarze Erde. Der Hügel scheint vulkanischen Ursprungs zu sein – Lavagestein mit klebrig-trockenem Sand dazwischen, der keine Vegetation aufkommen lässt. Sie umfassen etwa drei Meter Länge und einen Meter Breite – ziemlich genau die Größe von Gräbern, stellt René fest und fragt sich, ob man wohl mit Absicht diese Größe gewählt habe. Von einer Fläche zur nächsten gehend kommen ihm die Inhalte gar nicht so verschieden vor. Die Zellen scheinen jede ein Sammelsurium zu enthalten, von dem was den Prüflingen wichtig und wesentlich sein mag. Bei der sechsten oder siebten Parzelle fällt ihm auf, dass vor jeder ein Kamm steckt. René bückt sich und nimmt den Kamm auf. Einen ganz gewöhnlichen, schwarzen Kamm hält er in der Hand. Er fährt mit dem Finger darüber. Die Stäbchen sind aus biegsamem Kunststoff und schnarren. Nichts Besonderes kann er daran erkennen. Anscheinend handelt es sich um Arbeiten von Frisör-Lehrlingen, folgert er. Beim Reinstecken in die spröde Erde spannt sich seine Hose. Es steckt ein Kamm in seiner Gesäßtasche. Unbewusst hat er einen der Kämme eingesteckt. Wahrscheinlich der von der ersten Parzelle. Er geht zurück und sieht, dass der erste tatsächlich fehlt und steckt ihn vor die Abgrenzung.

Als er das nächste Mal wiederkehrt, begleitet ihn Angela. Sie geht der unteren Reihe entlang, die er besichtigt hat und steigt hinten den Hang hoch, ohne den weiteren Flächen auch nur einen Deut Aufmerksamkeit zu schenken. Als René auf halber Höhe sich eine Parzelle anschaut, kommt sie nicht näher, lässt ihn vielmehr ihre Ungeduld spüren. Erst als sie oben sind, da wo der Hang in die Gipfelfläche übergeht, tritt sie zu einer der Ausstellungsflächen. Bis zum Kreuz, das dem vulkanischen Hügel den Namen gegeben hat, mögen es noch zwanzig Meter sein.
In die Parzelle, vor der sie stehen, kann man nicht hineinschauen, die Wände sind zu hoch. Angela öffnet die einfache Tür, deren Scharniere aus Lederbändeln bestehen. Er schaut sich die Ausstellungfläche an. Sie ist nicht nur größer, sondern auch deutlich raffinierter als die unteren. Zwischenwände unterteilen die Fläche. An der Fußseite ist ein kleiner Raum auf den sie mit Nachdruck hinweist. René schaut sich alles an und tritt dann wieder nach draußen. Jetzt fällt ihm auf, dass vor dieser Parzelle nicht ein Kamm steckt, sondern eine Klinge. Er zieht sie aus der grauen Erde. Es ist ein einfaches Metallblatt, das vorne halbrund geformt und scharf geschliffen ist - ein Schuhmachermesser. Das sind wohl die Abschlussarbeiten der Schuhmacher hier oben, folgert er. Genug gesehen, denkt er und möchte weiter zum Kreuz.
Aber wie er weitergehen will und Angela auffordernd anschaut, gerät sie in Rage. Sie zieht an seinem Hemd, knöpft es auf und reißt ihre Bluse auf. Anfangs versucht sich René zu wehren. Er schaut sich erschrocken um, ob ihnen jemand zuschaut. Das scheint nicht der Fall zu sein. Dann starrt er auf den winzigen Raum. Wenn’s hochkommt, ist dieser ein Meter lang. Sie drängt ihn nach drinnen. Er weiß noch immer nicht, auf was sie hinauswill. In dem engen Raum entkleidet sie sich bis auf den Slip und den BH und zwingt ihn sich ebenfalls auszuziehen. Sie nimmt seine Hose, schlüpft hinein und steckt erst den rechten Arm und dann den linken in sein Hemd. Ihm stülpt sie den Rock über und hilft ihm in die Bluse. Das alles zwischen den engen Wänden. Er möchte sich wehren, weiß aber, wenn er sich widersetzt, rastet sie aus. Während sie sich fertig anzieht, rückt er zögernd den Rock zurecht und knöpft die Bluse zu. Sie richtet seinen Rock, zieht den Reißverschluss hinten hoch, hilft ihm beim Knöpfen der Bluse und zupft an seinem Kragen. Dann geht sie ihm voran nach draußen. Dort empfängt sie ihn mit einer Sicherheit, die er so an ihr noch nicht gesehen hat. Sie schließt die einfache Tür, lächelt triumphierend und nimmt ihn an die Hand. MLF

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