Mittwoch, 11. April 2012

35 Das Erdloch unterhalb des Hauses


Beim Aufwachen spürt Toni, dass sein Penis steinhart ist. Mili liegt neben ihm. Eine Scham überkommt ihn, wie damals in der Jugend. So will er sich ihr nicht zuwenden. Damit sein Penis abschwillt, dreht er sich von ihr weg. Er zieht die Beine an und wartet, dass sich seine Erektion löse. Aber die wird im Gegenteil immer stärker. Sein Penis schmerzt.
Irgendwann scheint Mili die Lust am Warten vergangen zu sein. Sie rutscht hoch und beginnt ihre Geschichte zu erzählen. Ob er zuhört oder nicht, scheint sie nicht zu kümmern. Aber er versteht jedes Wort. AS

Im Hang unterhalb des großen Gebäudes lag ein kleiner Teich versteckt. Näher besehen erwies er sich nur als ein Erdloch, ein paar Meter im Durchmesser, aber ziemlich tief. Er stieß auf dieses Wasser, als er am frühen Morgen das Haus verließ und den Hang zum Tal hinabging. Von dichten Graspolstern umfasst, fiel das Wasserloch kaum auf. Mark überkam die Lust ein Bad zu nehmen.
„Oh ja, gehen wir auch baden“, hörte er vom Haus oben. „Lasst uns eine Runde planschen gehn.“
Er blickte nach oben. Von einem der Balkone aus war gesprochen worden. Das Haus enthielt etliche Wohneinheiten, in denen sich vorwiegend junge Menschen befanden – jedenfalls waren die Insassen deutlich jünger als er. Es war ein modernes Gebäude mit mehreren Stockwerken und flachem Dach, ziemlich lang. Er war vor wenigen Tagen in eine dieser Wohnungen eingezogen. Vom Fenster aus hatte er einen tollen Blick ins Tal. Dass auch andere ein Bad nehmen wollten, störte ihn nicht, im Gegenteil. Das gab ihm die Gewissheit, dass das nicht ganz koschere Wasser zum Schwimmen taugte.
In einer Zwischenphase seines Lebens war Mark in dieses Haus eingezogen. Bis dahin hatte er im Pfortenbereich des umfriedeten Geländes gewohnt. [18 Pforte und Innenbereich, 19.02.] Nachdem die Kinder ausgeflogen waren und auch seine Frau ihn verlassen hatte, wollte er nicht mehr in der Wohnung bleiben, die vorher zu klein gewesen und jetzt zu groß war. Also brach auch er auf und machte sich auf die Suche – wonach wusste er nicht. Da fand er dieses moderne Haus über einem schönen Tal. Die jungen Leute irritierten ihn nicht, im Gegenteil. Junge Menschen sind im Aufbruch wie ich auch, sagte er sich. Dass er in mancher Hinsicht doch nicht so unbefangen war wie sie, bemerkte er an diesem frühen Morgen beim Wasserbecken.
Wie er die Joggingkleider abstreifen wollte, fiel ihm auf, dass die Morgenfülle seines Gliedes noch nicht abgeschwollen war. Wenn ich mich jetzt ausziehe und die anderen kommen, wird mein Penis hart werden wie frisch vom Bett die Morgenlatte. Da genierte er sich doch. Während er noch zögernd am Ufer stand und überlegte, ob er es wagen sollte sich auszuziehen oder nicht, kamen drei junge Männer und zwei Frauen herabgesprungen. Ohne Hemmung warfen sie ihre Kleider ab und hüpften ins Wasser.
„Worauf wartest du, wandte sich einer von ihnen ihm zu?“ Es war sein Wohnungsnachbar, mit dem er flüchtig Bekanntschaft gemacht hatte.
„Ich werde erst joggen gehen“, gab Mark zur Antwort. Es war ihm höchst peinlich, dass er, der sich sonst so sicher fühlte und in vielen Bereichen als kompetent galt, sich hier vor diesem Erdloch dermaßen unbeholfen anstellte.
Der ihn angesprochen hatte, sollte sich als ein hilfreicher Nachbar erweisen. Ein rundlicher, knuddeliger Mensch, den er anfänglich nicht ganz ernst nahm. Auf sehr feinfühlige Weise ließ er Mark eine neue Form der Liebe entdecken. Von ihm hörte er zum ersten Mal den Satz. "Die Liebe lieben, das Leben leben“, den sich Mark fortan zum Motto erhob.
Kurz überlegte er, ob er’s nicht doch wagen sollte, sich in das fröhliche Necken und Spritzen der Badenden einzuklinken. Aber der Entscheid fürs Laufen war schon gefallen.
In der Talfläche unten lief er eine größere Distanz und rannte auch den Hang wieder hoch. Da hatte er keine Lust mehr auf ein Bad, sondern stellte sich unter die Dusche. MLF

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