Montag, 5. März 2012

19 Von der Stadt zur Degerhöhe j


Sie sind im Dachgeschoss eines Gebäudes gefangen, eines Schulgebäudes offensichtlich. Nichts mit Degerhöhe, weit entfernt davon. Die Hoffnung, schon bald zu Hause zu sein, verflogen.
„Das kommt davon, dass du die Nase in jede Nische steckst und dich an jedem Detail aufhältst, schimpft Jasmus verärgert.
Ruben lässt den Vorwurf nicht auf sich sitzen. „Du hältst dich doch für den, der immer den Überblick behält. Darum bin ich dir gefolgt. Alleine wäre mir das nicht passiert. Aber macht nichts, da unten wollte ich sowieso noch…“
Als sie abwärts gehend an der entsprechenden Stelle vorbeikommen, ist Jasmus schon gefasst. Er nimmt den Arm des Freundes und droht. „Wenn du jetzt nicht sofort mitkommst, geh ich alleine nach Hause.“

Der Ausgang führt sie in den Garten, ein schöner, verwilderter Hort. Je näher sie dem Zaun kommen, umso verwachsener zeigt sich der Weg. Hinter einem meterhohen Erdhügel spielen zwei Kinder. Jasmus sieht nur das Mädchen. Der Junge steckt anscheinend in einer Höhle drin, die sie am Graben sind. Das Mädchen über das Loch gebeugt, schaut abwehrend zu ihm hoch. Sie fühlt sich bei der intimen Zusammenarbeit gestört. Ihr dreistes Gesicht schaut ihn an, als wollt sie sagen. „Was macht ihr denn hier?“ Er hört, wie sie zum Jungen nach drinnen ruft. „Das ist der Gang, der in die Froschgasse führt.“
Jasmus dringt durch die zusammengewachsenen Büsche und Ruben folgt ihm. Sie steigen über das verschlossene Gartentor. Dabei sagt er zu Ruben. „Wenn wir erst auf der Straße sind, ergibt sich die Orientierung von selbst.“
Sein Freund zögert. Jetzt nur nicht den Skizzenblock, denkt Jasmus beklommen. Er schaut sich um. Ringsum sind Hügel. Nicht gerade wie im Hochgebirge, aber eindrücklich steile, begrünte Hügel. Der nächste läuft über einen langen Grat in einer Spitze zu. Dahinter stecken die höchsten Grate im Nebel. Das sind die typischen Berge des Affenzells, denkt er, irgendwo versteckt muss auch der Säntis sein.
Ruben kniet bereits am Boden und zeichnet die Umrisse der Berge. Jasmus stört ihn nicht. Er ist fasziniert und richtig glücklich, so nah an den Bergen zu sein. Er ist nur etwas verwirrt, sich in Nesenbachstadt so nah am Affenzell zu sehen. MLF

1 Kommentar:

  1. ein toller Garten - da wäre ich auch ab und zu gerne. Was machen denn die Kinder in der Höhle?

    LG Achim

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