Freitag, 2. März 2012

19 Von der Stadt zur Degerhöhe i

In Mili eindringend schwebte Toni auf ein höheres Gefilde zu. Mit Lauten der Lust lockte sie ihn immer weiter. Bis er schließlich niedersank und sich wie ein Äffchen neben ihr krümmte. Sie strich ihm zärtlich über den Kopf und lächelte befriedigt.
Dann rutschte sie auf dem Kissen hoch – Schweißperlen auf ihrem glänzenden Körper – und erzählte ihm die folgende Geschichte. AS

Sie sind auf dem Weg von Nesenbachstadt hoch zur Degerhöhe, sprich vom geschäftigen, umtriebigen Leben zurück zur Erholung und Regeneration in der Wohnung. Ruben geht an seiner Seite. Und wie Jasmus das gewohnt ist, wenn er mit Ruben unterwegs ist, bleibt der in jeder Nische hängen und erkundet einen Seitenweg nach dem anderen. Wenn man Pech hat, zieht er seinen Zeichenblock hervor. Ruben – aus dem Land, wo der Rhein ins Meer mündet herstammend – ist ein sinnlicher Mensch und ein Kunstschaffender. Wenn Block und Stift erscheinen, ist vor einer halben Stunde nicht weiterzukommen.
Ruben ist richtig in Fahrt und nimmt alles, was ihm in den Blick fällt, zum Anlass, um in großen Tönen davon zu reden, was er schon Unzähliges geschaffen hat. Die Treppenstufen lassen ihn an seine marmornen Torsos denken, der Handlauf des Geländers an die Schnitzereien in Holz und die Blumen an die farbenprächtigen Aquarelle, die er gemalt hat.
Während Ruben von der Neugierde in einen Hauseingang, der geformt wie ein Flur, gezogen wird, tritt aus dem nächsten Eingang eine Lehrerin heraus. Jasmus hört die Stimmen der schreienden Kinder im Hintergrund.
„Können Sie nicht etwas leiser sein?!“, herrscht mit strenger Miene ihn die Lehrerin an und stampft ins Schulzimmer zurück.
Derjenige, den es betrifft, hat es freilich nicht gehört. Als Ruben zurückkehrt, flüstert er ihm zu. „Wir sollen leise sein. Nebenan ist Unterricht.“
„Meine Schuhe sind halt so“, entgegnet Ruben salopp.
„Ja, gerade deswegen musst du achtsamer sein“, beharrt Jasmus.
Ruben bemüht sich sogar und sie steigen behutsam die Stufen hoch. Jetzt müsste dann gleich der Haigst kommen, die letzte Station vor der Hochfläche, denkt Jasmus, aber denkste. Plötzlich geht es nicht mehr weiter. MLF

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