…
Im Einzigen, was vom Laden alt geblieben ist, einem Schaufenster
auf tieferem Niveau, liegt eine junge Frau. Erduan wird durch ein Wimmern auf
sie aufmerksam. Was hat sie denn, fragt er sich. Er spürt, wie sein Berater
unruhig wird. Als er aufsteht, um ‚Bruno‘ zu helfen, sieht er sie da unten
liegen. Das Wimmern wird stärker, schließlich heult sie laut. Zusammen mit
einer Kollegin holt sie sein Berater aus der Vertiefung hervor. Sie schicken
Henriette – so nennen sie sie – nach Hause. Das wird sicher das Beste sein. Die
Spannung in diesem Laden überfordert so eine Person. Er fühlt sich selber schon
ganz kribbelig.
Der Berater führt ihn jetzt zu einem kleinen Tisch in der Mitte
des Raumes. Das Gespräch intensiviert sich. Nebenher wird Erduan fotografiert.
„Beachte mich nicht. Verhalte dich wie immer“, beruhigt ihn die
Fotografin. Hier spricht man sich ausschließlich mit ‚du‘ an. Wenn das so
einfach wäre, vor dem Apparat entspannt zu bleiben. Das kann er sich zwar
vornehmen, aber da er weiß, was dabei rauskommt, verspannt er sich eben doch. Selbst
der Spiegel ist gnädiger.
Sein Berater geht weg. Erduan arbeitet selber am Text weiter.
Aber er spürt, dass er damit nicht zu Potte kommen wird. Da er gleich nebenan
wohnt, ist das ja kein Problem. Er bündelt seine Entwürfe und nimmt auch die
Espresso-Tassen mit. Es haben sich schon zwei angesammelt.
Auf dem Weg zum Ausgang sieht er, dass Henriette noch da ist. Sie
will zu ihm. Ein Mann in schwarzen Kleidern ist bei ihr. Der macht einen
seriösen Eindruck. Wahrscheinlich ihr Begleiter, wie bei Kindern mit
Lernbehinderung in der Schule. Erduan sieht, wie sie nach seiner Aufmerksamkeit
giert. Ihm ist jetzt klar, dass sie im Schaufenster versucht hat, seine
Beachtung zu gewinnen.
Bei der Theke am Abgang sind zwei Tassen doch zu viel. Er trinkt
die eine aus. Der Theke gegenüber, im erhöhten Eck, sind ein paar Tische. Zu
dritt sitzen sie dort beim kreativen Entspannen. Bruno ist auch dabei.
„‘Frosch schlürfen‘, kann man das sagen? Passt das?“, fragt der
Smarte, der ihn mit einem ‚Hi‘ empfangen hat.
Erduan lehnt sich an die Theke und überlegt. „Vom Frosch isst man
die Schenkel“, dabei klopft er sich auf die Beine. „Eine Schnecke schlürft man
aus, aber beim Frosch muss es beißen heißen. – Und doch, warum nicht? ‚Frosch
schlürfen‘ klingt jedenfalls poetischer. Ich würde es lassen.“
Die drei nicken zufrieden.
Am nächsten Tag, als Erduan die Espresso-Tasse zurückbringt und
sie ihn erwartungsvoll ansehen, zögert er. Aber was bringt es, ihnen die
Wahrheit vorzuenthalten. Also sagt er, wie es ist. „Ich habe diese Nacht kaum
geschlafen. Ihr Wood-Press bietet mir zu viele Möglichkeiten. Also habe ich
mich jetzt für das einfachere Wood-Spot entschieden. Das ist natürlich
beschämend. Aber so ist es.“
Sein Berater ist sichtlich enttäuscht. Erduan hofft auf einen
Spruch, wie. Ja, sammle erst mal Erfahrungen mit Wood-Spot, danach bist du bei
uns genau richtig. Aber es kommt nichts.
Draußen fällt ihm ein, das mit dem Schlafen könnte auch am
Espresso gelegen haben. MLF
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