Freitag, 23. März 2012

28 Eindringlinge im langen Raum j


Während der Mann sich die Bilder an der Wand anschaut und zwischendurch begierig an der Zigarette zieht, schleicht sich René in den Putzraum und füllt einen Eimer mit Wasser. Möglichst unauffällig tritt er ins lange Flurzimmer. Als er ihnen nahe kommt, holt er aus. Den Mann und die eine Frau trifft er auf Anhieb, der Rest wirft er auf die noch trockene Frau. Fluchtartig verlassen sie den Raum. Aber der Mann ist frech genug, die Schachtel mit den restlichen Zigaretten mitzunehmen.
Das sind die einzigen Zigaretten, die er noch im Haus hat. Und heute Abend … „Halt“, schreit René. Er rennt hinter ihnen her und gerät in einen großen, düsteren Raum, direkt an den seinen angrenzend. Sich umschauend glaubt er in einer Räuberhöhle zu sein. Würde mich nicht wundern, wenn hier einiges zum Vorschein käme, was mir in letzter Zeit so alles abhanden gekommen ist, denkt er. Aber er hat nur die Schachtel im Auge, die will er wieder. Er packt den Kerl am Handgelenk. Der wehrt sich, aber René entwindet sie ihm. Da wechselt der Dieb seine Taktik und fängt an zu jammern und zu betteln. „Nur eine noch“, fleht er. Da wird René endlich klar, was den zu ihm reingetrieben hat. Der ist süchtig. Die Sucht und die Langeweile hat sie alle drei in meinen Raum gedrängt, sagt er sich.
René wirft ihm einen Glimmstängel hin, den dieser geschickt auffängt. „Aber lasst euch ja nicht wieder blicken, sonst …“, droht er. Dreht sich um und kehrt in seinen Raum zurück. Drinnen nimmt er ein Holz und zwängt es unter die Klinge. Jetzt lässt sich die Tür von außen nicht mehr öffnen.
Die ganze Aufregung hat ihn dermaßen aus der Fassung gebracht, dass er nicht anders kann, er muss sich eine Zigarette anzünden. Die mit Nikotin angereicherte Luft einziehend, beruhigt er sich zusehends. Zwischendurch schaut er argwöhnisch zur Tür, so ganz vertraut er seiner Sperre nicht. Wenn die nur nicht wiederkommen. MLF

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