Donnerstag, 2. Februar 2012

2 Kotstreuende Kuh

Mili Muh sieht aus wie eine Kuh, denke ich, als sie neben mir liegt und mich mit ihrem großen Augapfel beäugt. Sie trägt ein rot weiß geflecktes Negligé und schiebt es nach oben, um mich zu empfangen.
Danach scheint mir, dass es im Zimmer irgendwie nach Kot riecht. Nach frischem Dung von saftigen Kräutern. Sie stört sich nicht daran und beginnt ruhig ihre Geschichte zu erzählen. AS


Nilpferde seien die einzigen Tiere, die ihren Kot mit Absicht streuten, hatte Mark gedacht. In Tierfilmen hatte er gesehen, wie die kolossartigen Viecher auf ihren kurzen Beinen an Land stapfen und dort, mit ihrem Schwanzstummel abwechselnd links und rechts drehend, den Darminhalt weit herum verteilen.
Doch eines Tages beobachtete er, wie eine seiner Kühe das gleiche Ritual pflegte. Sie stand auf der nordwestlichen Wiese und besprühte sich drehend gleichmäßig das Gras ringsum. Es war, als wollte sie sagen, dies ist mein Territorium.
Mark hatte aufgrund eines Problems, das mit der Verteilung von Kot zusammenhing, den Unternehmensberater Oppermann zu Hilfe gerufen. Auch wenn die Kühe zeitweilig draußen waren, hatte er doch ein beträchtliches Jaucheaufkommen. Bisher verteilte er die Jauche mit einem Handkarren und kam überhaupt nicht hinterher. Was dazu führte, dass die überschüssige Jauche jahraus, jahrein durch den Überlauf in die Kanalisation floss. Das hatte ihm bei seinen Nachbarn den nicht gerade schmeichelhaften Ruf des Umweltverschmutzers eingetragen.
Oppermann ließ sich von ihm den Hof und die Felder zeigen und so kamen sie im Auto auch an jener Stelle bei der nordwestlichen Wiese vorbei. Und prompt stand da die Kuh und verteilte ihren Kot.
„Da haben Sie doch die Lösung“, sagte Oppermann und hielt an.
„Sie meinen, ich soll mir ein Druckfass kaufen?“
„Genau“, entgegnete der Berater, „da pumpen sie ab und an den Inhalt aus, verteilen ihn auf ihren Feldern und haben nie mehr das Problem mit dem Überlaufen.“
In dem Moment drehte sich die Kuh mit ihrem Hintern ihnen zu und traf den Wagen. Der Strahl war so stark, dass sogar ein paar Tropfen durch die Türdichtung drangen und sich als feiner Sprühnebel verteilten. In gedämpfter Form breitete sich der typisch würzige Duft im Wagen aus. Mark wäre am liebsten im Sitz versunken oder hätte sich in Luft aufgelöst.
„Ach, dieses dumme Tier“, entschuldigen Sie, „das tut mir furchtbar leid für Ihren Wagen.“
Oppermann lachte nur. „Das braucht Ihnen doch nicht leid tun. Wenn Sie jetzt anfangen mit dem Druckfass zu arbeiten, können Sie nicht früh genug lernen: Wer selber jaucht, muss auch ein paar Tropfen aushalten können. Denn um Sie werden bald andere sein, die auch jauchen.“ MLF

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