Mili Muh sieht aus wie eine Kuh, denke ich, als
sie neben mir liegt und mich mit ihrem großen Augapfel beäugt. Sie trägt ein
rot weiß geflecktes Negligé und schiebt es nach oben, um mich zu empfangen.
Danach scheint mir, dass es im Zimmer irgendwie
nach Kot riecht. Nach frischem Dung von saftigen Kräutern. Sie stört sich nicht
daran und beginnt ruhig ihre Geschichte zu erzählen. AS
Nilpferde
seien die einzigen Tiere, die ihren Kot mit Absicht streuten, hatte Mark
gedacht. In Tierfilmen hatte er gesehen, wie die kolossartigen Viecher auf
ihren kurzen Beinen an Land stapfen und dort, mit ihrem Schwanzstummel
abwechselnd links und rechts drehend, den Darminhalt weit herum verteilen.
Doch eines
Tages beobachtete er, wie eine seiner Kühe das gleiche Ritual pflegte. Sie
stand auf der nordwestlichen Wiese und besprühte sich drehend gleichmäßig das
Gras ringsum. Es war, als wollte sie sagen, dies ist mein Territorium.
Mark hatte aufgrund
eines Problems, das mit der Verteilung von Kot zusammenhing, den
Unternehmensberater Oppermann zu Hilfe gerufen. Auch wenn die Kühe zeitweilig
draußen waren, hatte er doch ein beträchtliches Jaucheaufkommen. Bisher
verteilte er die Jauche mit einem Handkarren und kam überhaupt nicht hinterher.
Was dazu führte, dass die überschüssige Jauche jahraus, jahrein durch den
Überlauf in die Kanalisation floss. Das hatte ihm bei seinen Nachbarn den nicht
gerade schmeichelhaften Ruf des Umweltverschmutzers eingetragen.
Oppermann
ließ sich von ihm den Hof und die Felder zeigen und so kamen sie im Auto auch
an jener Stelle bei der nordwestlichen Wiese vorbei. Und prompt stand da die
Kuh und verteilte ihren Kot.
„Da haben
Sie doch die Lösung“, sagte Oppermann und hielt an.
„Sie
meinen, ich soll mir ein Druckfass kaufen?“
„Genau“,
entgegnete der Berater, „da pumpen sie ab und an den Inhalt aus, verteilen ihn
auf ihren Feldern und haben nie mehr das Problem mit dem Überlaufen.“
In dem
Moment drehte sich die Kuh mit ihrem Hintern ihnen zu und traf den Wagen. Der
Strahl war so stark, dass sogar ein paar Tropfen durch die Türdichtung drangen
und sich als feiner Sprühnebel verteilten. In gedämpfter Form breitete sich der
typisch würzige Duft im Wagen aus. Mark wäre am liebsten im Sitz versunken oder
hätte sich in Luft aufgelöst.
„Ach,
dieses dumme Tier“, entschuldigen Sie, „das tut mir furchtbar leid für Ihren
Wagen.“
Oppermann
lachte nur. „Das braucht Ihnen doch nicht leid tun. Wenn Sie jetzt anfangen mit
dem Druckfass zu arbeiten, können Sie nicht früh genug lernen: Wer selber jaucht,
muss auch ein paar Tropfen aushalten können. Denn um Sie werden bald andere
sein, die auch jauchen.“ MLF
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