Montag, 6. Februar 2012

5 „Keine Aushilfen mehr“ j

...
Er schafft mit den beiden im Zimmer rechts vom Eingangsraum. Die Wände, die Decke, alles außer dem Boden ist noch unfertig. Tommy arbeitet auf dem breiten Gerüstbrett, das mitten im Raum, etwa in Brusthöhe liegt. Als er nach unten steigt, fällt ihm auf, dass Tinte auf den Boden getropft ist. Oh du Scheiße, wie ist denn das passiert? Der schöne glänzende Laminat-Boden ist verspritzt. Sogar die Wand hinten ist blau gepunktet. Nur die Anwesenheit der anderen hindert ihn daran laut loszupoltern. Scheiße, verfluchter Mist, verdammt noch mal, flucht er in sich hinein und stapft los, um Eimer und Lappen zu holen.
Der Kollege und die freundliche Frau Pehlke steigen auch von ihren Leitern, Feierabend.
Als er im Eingangsraum nach einem Lappen sucht, sieht er links im Raum den Chef noch über seinen Papieren sitzen. Er will weiter gehen, aber der Chef steht auf und sieht ihn streng an. Tommy erstarrt.
„Sie wissen, ich nehme keine Aushilfen mehr!“
Was soll das?, denkt er. Die beiden haben mich doch gerufen.

Dem Tor gegenüber geht’s hinunter in die Manufaktur. Dort unten werde ich wohl eher Lappen, Kübel und Wischer finden, sagt er sich und steigt hinab. Niemand ist mehr da. Zu seiner Verwunderung ist die Produktion weiter im Gange. Ein Schnurren, Rattern und Zischen, der dumpfe Fall von Gegenständen im immer gleichen Rhythmus sagt ihm, dass hier Automaten am Werk sind. Neugierig geht er näher. Es werden einfache Dübel sein, vermutet er. Aber nein, raffinierte kleine Räder sieht er aus der Maschine in einen großen Behälter fallen. Tommy ist beeindruckt und fragt sich, ob er nicht doch wieder im Maschinenraum unten arbeiten sollte. Den Werkstattleiter jedenfalls würde es freuen, dessen ist er sich sicher.
Er geht vor, zu sehen, was die nächste Maschine macht. Als die zwei Metallriesen sich plötzlich bewegen. Au, Scheiße, das sind Roboter, schon ist er eingeklemmt. Himmel, Satan, Teufel, er steht und kann sich nicht rühren. Die kalten Metallkörper umklammern ihn. Keinen Finger kann er mehr rühren.
Nachdem sich der erste Schreck gelegt hat, fängt er an zu zweifeln. Dass Roboter fies sind und ihn zu etwas zwingen wollen, das kann nicht sein. Da muss jemand anderes dahinter stecken. Ein solches Verhalten traut er nur seinem Chef zu, der ihn schon seit Jahren in der Zange hält. Und was diesen stört, weiß er, spätestens seit der Bemerkung, „ich nehme keine Aushilfen mehr!“ Also ruft er:
„Okay, ich geb den Job auf. Ab Morgen bin ich wieder voll dabei.“
Nichts rührt sich
„Ich schwöre es“
Unverändert
„Ich schwöre es hoch und heilig“
Endlich, die Ungetüme weichen zurück und setzen ihr Rattern fort. Na, wer sagt’s denn. Er schüttelt sich, reibt sich über den ganzen Körper. Nochmal mit dem Schrecken davongekommen.

Zuhause ruft er seine Mutter an. „Du Mama, könntest du mir mal wieder…? Nur einmal noch, wir sind jetzt kurz vor dem Durchbruch...“
„Junge, weißt du eigentlich, wie alt du bist?“
„Ich weiß, aber was soll ich machen? In unserem Beruf ist das halt so.“ MLF

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