Sonntag, 5. Februar 2012

5 „Keine Aushilfen mehr“ i


Nackt liegt sie neben mir. Entweder ist sie eingeschlafen oder sie spielt es nur. Ihre Nacktheit lässt sie bedürftig erscheinen, aber nicht minder schön. Ihr linkes Auge blinzelt. Sie wirft sich auf mich und führt mich in sich ein. Bis zum Erguss bleibt sie oben. Geräuschvoll atmend liegt sie neben mir. Als sie ruhiger wird, beginnt sie mit einer langen Geschichte. AS


Tommy rackert schon seit Jahren für eine Firma, die – wie’s so schön heißt – sich im Aufbau befindet. Im Klartext, er schuftet bis zum Umfallen und sieht trotzdem kein Geld.
Jedesmal wenn er zum Chef tippelt – allzu oft traut er sich nicht – schaut ihn der mit hochgehobenen Brauen an und brummt: „Was stehst du hier rum, hast du nichts zu tun?“
So leicht lässt er sich aber nicht abwimmeln und stößt hervor: „Ich muss meine Miete bezahlen. Ich brauche etwas zwischen die Zähne.“
Der Chef wiegt mitleidig den Kopf. „Weißt du, uns geht es allen so. Die Firma ist nun mal im Aufbau. Aber eines kann ich dir versprechen, wenn es erst läuft, wenn wir den Durchbruch haben, dann wirst du das Doppelte oder Dreifache von einem gewöhnlichen Lohn verdienen.“
Leck mich am Arsch, liegt Tommy auf der Zunge. Diesen Spruch hört er jetzt schon zum x-ten Mal. Aber er hält sich zurück. Er weiß, es ist nichts zu machen. Entmutigt verlässt er den mit Papieren überfüllten Raum.

Ganz betäubt von Sorgen, die ihn piesacken wie Stechmücken im Moor, latscht er über den geneigten Rathausplatz, als ihn eine Frau schier umrennt.
Hast du keine Augen im Kopf“, herrscht sie ihn an.
Imelda, was machst du denn hier?“
Ach Tommy, du bist’s. Wie geht es dir?“
Da macht er den dümmsten Fehler, den man überhaupt machen kann und sagt die Wahrheit. „Schuften, schuften und null Einkünfte.“
Sie meint darauf schnippisch. „Also, einen vierhundert-Euro-Job kann jeder machen.“
Er stottert: „Ja, eigentlich hast du Recht. Ich könnte ja nebenher…“
Er träumt davon in kurzer Zeit das allernötigste Geld zu verdienen. Schon am Tag drauf beginnt er einen Minijob. Aber denkste, wegen der Fahrerei ist er den halben Tag weg. Nach einer Woche ist er so frustriert, dass er nicht mehr in seine Firma geht.
Am Mittwochnachmittag klingelt es bei ihm. Da stehen sein Kollege und Frau Pehlky, deren frohe Art ihn schon oft ermuntert hat, vor der Tür. „Was ist los mit dir? Wir haben dich vermisst. Nu komm schon.“
Reuig folgt er ihnen.
So kommt es zu dem Ereignis, von dem ich eigentlich berichten will. MLF

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