Dienstag, 21. Februar 2012

14 „Ärzte in ihrer Vierigkeit“

Bisher hatte mich wenig gestört, dass Mili nicht lesen konnte oder es nicht wollte. Doch diese Nacht überfielen mich Zweifel, ob ich auch alles richtig wiedergab, was sie mir berichtete. Ich lag neben ihr und machte mir Gedanken, wie ich sie dazu bringen könnte, meine Texte noch mal gegenzulesen oder gegenzuhören, vor dem Uploaden. Als ich mich ihr zuwandte, bemerkte ich einen gewissen Unwillen in ihrem Gesicht und dann zog sie die Decke über ihren schönen Körper. In dem Moment war mir das gar nicht unrecht, weil ich mit ihr nach einer Lösung suchen wollte, wie Wiedergabe-Fehler möglichst vermieden werden konnten.
Es war nicht das erste Mal, dass ich mit diesem Anliegen kam. Sie war dann immer dahin ausgewichen, dass sie mich ja mittags anrufen könne, wenn sie spüre, dass ich etwas falsch aufgefasst habe. Davon hatte sie auch tatsächlich ein paarmal Gebrauch gemacht und ich hatte noch Änderungen anbringen können. Aber mir genügte das nicht. Woher sollte sie so genau im Gefühl haben, wie ich ihre Geschichte aufgefasst habe? Ich wünschte, dass weniger Verantwortung auf mir lastete. Und so sagte ich es ihr auch.
„Mili, die Verantwortung ist mir einfach zu groß. Manchmal werde ich schier erdrückt von meinen Zweifeln.“
Sie bequemte sich immerhin zu einer Antwort, aber in einer kryptischen Art, wie immer, wenn sie sich nicht in einem Bild, sondern in einem Satz auszudrücken hatte.
„Ja, mein Gott, Ärzte haben das dauernd in ihrer Vierigkeit. Da muss man nicht unerwartet von Frankfurt her Traurigkeit setzen.“
Okay, dachte ich, viel bringen wird’s wohl nicht, wenn sie meine Texte überarbeitet. Am Schluss würden alle Sätze so klingen. ‚Ärzte in ihrer Vierigkeit‘, ‚von Frankfurt her Traurigkeit setzen‘.
Aber ich war trotzdem froh, das Thema nochmal angesprochen zu haben. Zu wissen, dass ich nichts ändern konnte, befreite mich tatsächlich ein Stück weit von den Sorgen.
Nun erwachte die Lust in mir und ich wollte mich mit ihr tummeln. Aber sie hatte auch ein Kapitel, das ihr wichtig zu sein schien.

Mili umschloss mein Glied, das jetzt ziemlich schwer war, an der Wurzel, samt Zubehör. Dabei reckte sie sich zu mir hoch und flüsterte mir ins Ohr, „dein Schlüssel zur Gnade.“
Ich schaute sie verwundert an. Sie legte sich zurück auf ihr Kissen, wechselte die Hände, sodass sie ‚meinen Schlüssel‘ jetzt mit der Linken hielt. Nackt lag sie neben mir mit ihrem wunderschönen Körper. „Du stattest deine Stimme nicht mit viel Sexualität aus“, sagte sie. Durch den Ton, wie sie’s sagte, gab sie mir zu verstehen, dass sie dies jedoch von mir erwartete.
Etwas betreten antwortete ich. „Ich werde darauf achten, wo sich Gelegenheit bietet, ‚meiner Stimme mehr Sexualität zu verleihen.“
Da ließ sie mein Glied los. Es war so hart dass es schmerzte. Ich konnte es kaum erwarten, bis sie mich einlud, in sie einzudringen. Aber sie hatte noch etwas anderes auf dem Herzen.

Sie reichte mir etwas Langes, Dünnes. Verblüfft nahm ich es entgegen und hielt es an den milden Schein der Bettlampe. Es war ein Schildchen, wie man es neben die Türklingel oder auf den Briefkasten klebt.
„Was ist damit?“, fragte ich verwundert.
Sie gab keine Antwort. Aber mir war auch so klar, was sie wollte.
Reicht es, wenn ich Mili schreibe?
Sie wiegte den Kopf
Mili Lula?
Wieder verneinte sie
Also wollte sie ihren vollen Namen an meiner Tür sehen. Mili Lula Fischschwanz.
Was wird die Briefträgerin denken, wenn sie das liest? Was werden die Freunde sagen, wenn sie auf Besuch kommen?, fragte ich mich besorgt. Zwar dachten sich wohl die meisten meiner Bekannten, dass ich jemanden hatte, da ich so sorgsam darauf achtete, spätestens um Mitternacht zu Hause zu sein. Dann und wann sprach ich auch von Mili oder Mili Lula. Aber ich hatte noch niemandem gegenüber ihren Nachnamen genannt. Allerlei Ausflüchte fielen mir ein. Ihr Name sei zu lang. Er sei nicht ortsüblich. Dass nur Personen, die bei der Gemeinde gemeldet seien, auf dem Briefkasten stehen dürften... Doch ich wusste, dass sie das Schildchen nicht zurücknehmen würde. Also nickte ich und sagte, „ich werde es anbringen – Mili Lula Fischschwanz.“ Dabei musste ich mir das Lachen verkneifen.
Zum Liebesakt, den ich inzwischen so sehr ersehnte, kam es nicht mehr. Sie zog die Decke über uns, drehte sich mir zu und legte ihren Arm über meine Brust. Ich lag lange wach, weil mein steifes Glied mich störte. Aber schließlich tat ihr gleichmäßiger Atem seine Wirkung und ich schlief ein. AS

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